In Deutschland wagen immer mehr Krankenhäuser den Einstieg in die ambulante Versorgung. So gründen und übernehmen Krankenhäuser z.B. medizinische Versorgungszentren (MVZ). Ein vergleichbarer Trend ist auch in den USA zu beobachten. Dort kaufen immer mehr Krankenhäuser Arztpraxen auf und wandeln diese in eine Krankenhausambulanz um („vertikale Integration“). Ob diese Entwicklung vorteilhaft ist, beleuchtet eine US-Studie [1].
Durch die Gegenüberstellung von Ausgaben und Qualitätskennzahlen von knapp 2,6 Millionen Patientenkontakten für den Fachbereich Gastroenterologie konnten wichtige Rückschlüsse auf die tatsächlichen Auswirkungen einer vertikalen Integration gezogen werden.
Der Strukturwandel im deutschen Gesundheitswesen wird …
In einer zunehmend digitalisierten Welt greifen Verbraucher immer häufiger auf künstliche Intelligenz (KI) und algorithmusbasierte Entscheidungshilfen zurück, um komplexe finanzielle Entscheidungen zu treffen. Eine aktuelle Studie von Bundorf, Polyakova und Tai-Seale untersucht, wie sich digitale Expertenberatung auf die Wahl von Krankenversicherungen auswirkt [1].
Dabei wird nicht nur analysiert, ob digitale Beratung die Entscheidungsfindung erleichtert, sondern auch, welche Konsumentengruppen diese Unterstützung tatsächlich nutzen.
Studiendesign
Die Studie basiert auf einem randomisierten kontrollierten Experiment mit über 1.100 Teilnehmern, die im Rahmen des Medicare Programms in den USA eine spezifische Krankenversicherung für verschreibungspflichtige …
Im Bundestagswahlkampf schlug Bündnis 90/Die Grünen erneut vor, Sozialbeiträge auch auf Kapitalerträge zu erheben. In der politischen und medialen Diskussion dieser Idee fehlen jedoch eine klare Definition von Kapitalerträgen und Informationen zur konkreten Höhe der Beiträge bzw. zur Berücksichtigung von Freibeträgen. Außerdem ist unklar, welches finanzielle Potenzial einer Ausweitung der Bemessungsgrundlage der Sozialversicherungsbeiträge innewohnt.
In der Literatur liegen seit Jahrzehnten Berechnungen zu den potenziellen Mehreinnahmen der GKV vor. Das Leipziger Forschungsinstitut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitssystemforschung, WIG2, hat zehn relevante Publikationen zur Finanzwirkung der Verbeitragung von Kapitalerträgen untersucht und Konsequenzen für …
In Deutschland gibt es einen Trend zur Zentralisierung von Kliniken. Dabei wird oftmals vergessen, dass spezialisierte Leistungen, die gut planbar sind, eher in separierten Fachkliniken angeboten werden sollen [1]. Dies gilt auch für den wachsenden Bedarf an Reproduktionsmedizin. Eine Möglichkeit der Realisierung von flächendeckenden Behandlungsangeboten ist die Implementierung von Kliniken in einer Klinikkette.
Während einige Kritiker befürchten, dass hier finanzielle Interessen in der medizinischen Versorgung überwiegen könnten, zeigt eine aktuelle Studie von La Forgia und Bodner am Beispiel von Fertilitätskliniken in den USA, dass die Übernahme von Krankenhäusern durch größere …
27.01.2025
Mehr als Entbudgetierung: Zusammenhänge und offene Fragen zur Honorarreform der Hausärzte
TrendsAktuell ist viel von der überraschenden Einigung der Ex-Ampelparteien zur Aufhebung des Honorardeckels für die Hausarztmedizin die Rede. Insbesondere FDP und Hausärzteverband sind in Feierlaune. Allerdings besteht die Honorarreform – neben der Entbudgetierung – aus zwei weiteren Komponenten, die wiederum nicht unumstritten sind.
Die Ausgestaltung des Reformrahmens, den der Gesetzesentwurf nur in groben Zügen vorgibt, obliegt der Selbstverwaltung. Was hier im Ergebnis auf die Hausärzteschaft zukommt, ist noch weitgehend unklar.
Keine Änderungen seit letzter Fassung des GVSG
Das Wichtigste voran: Der aktuelle Entwurf zur Hausarzthonorarreform entspricht bin zum letzten Komma …
Das GVSG biegt in den nächsten Wochen auf die parlamentarische Zielgerade ein. Mit ihm soll nicht nur die Entbudgetierung der Allgemeinmedizin, sondern auch eine weitreichende Reform der hausärztlichen Honorare kommen. Umstrittener Kern ist die Umstellung auf Jahrespauschalen und die Anbindung der Vorhaltefinanzierung an konkrete Leistungsvoraussetzungen. Wer hier allerdings allein auf die daraus resultierende Umverteilungswirkung schaut, verpasst möglicherweise die Chancen, die diesem Reformansatz innewohnen. Voraussetzung ist allerdings, dass nicht nur plakativen Überschriften der Debatte Gehör finden, sondern Zielstellung und Wirkmechanismen trotz aller Komplexität genau hinterfragt werden. Als Anstoß dazu bietet diese …
04.06.2024
Bürgergeld-Bezieher: Gesundheitsausgaben übersteigen Beitragszahlungen um neun Milliarden Euro
TrendsDie Sicherung der Finanzierungsgrundlagen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steht wieder im Vordergrund der gesundheitspolitischen Diskussion, seitdem sich die Finanzierungsdefizite häufen und die Zusatzbeitragssätze steigen. In diesem Zusammenhang werden auch wieder verstärkt die sog. „versicherungsfremden Leistungen“ thematisiert, also gesamtgesellschaftliche Aufgaben, welche die GKV übernimmt und aus ihrem Budget bezahlt, die aber sachgerecht aus dem allgemeinen Steueraufkommen zu finanzieren wären (z. B. familienpolitisch begründete Leistungen bzw. Beitragsentlastungen).
Über die genaue Abgrenzung und Quantifizierung solcher versicherungsfremden Leistungen besteht weder fachlich noch politisch Einigkeit. Seit dem Jahr 2004 werden diese „pauschal“ durch einen Steuerzuschuss …
Anfang Januar 2024 nach dem Krisengipfel zur ambulanten vertragsärztlichen Versorgung hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Maßnahmenpaket zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung vorgelegt [1]. Im Fokus steht die Reform der hausärztlichen Honorierung. Doch welche Effekte lassen sich mit den Vorschlägen zur Veränderung der Honorierung erwarten?
Um Antworten auf diese Frage zu finden, setzt sich dieser Wissenschaftsbeitrag mit ausgewählten Honorierungsmodellen auseinander und bezieht deren Anreizwirkungen auf die aktuellen hausärztlichen Reformvorschläge. Als Fundament für die Diskussion dient eine neu erschienene Studie von Brosig-Koch et al. [2]. Die Studie [2] liefert wichtige …
Der Wissensstand über die Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung (PKV) ist lückenhaft. Wiederkehrende Meldungen über „Beitragsexplosionen“ in der PKV beruhen meist auf Momentaufnahmen oder Einzelfallbetrachtungen. Abgesehen davon werden lediglich hochaggregierte Durchschnittswerte berichtet.
Um die Beitragsentwicklung in der PKV beurteilen zu können, sind aber Erkenntnisse sowohl über langfristige Verläufe notwendig, als auch differenziertere Aussagen über die Variabilität der Beitragsentwicklung unter den Versicherten und deren Ursachen.
Die Debeka, der größte private Krankenversicherer in Deutschland (Marktanteil rund 29 %), hat das IGES Institut bereits mehrfach umfassende Analysen auf Basis ihrer Daten durchführen lassen. …
08.01.2024
US-Non-Profit-Modell – ein Rezept für geringere Preise und gegen Arzneimittellieferengpässe
WissenschaftDie Diskussion um Arzneimittellieferengpässe ist nicht nur in Deutschland in vollem Gange. Im Trendbeitrag „Civica senkt Generikapreise drastisch“ ist im Observer Gesundheit ein innovatives Non-Profit-Geschäftsmodell (Civica Rx) aus den USA-vorgestellt worden. Civica Rx wurde ins Leben gerufen, um der vorherrschenden Arzneimittelknappheit und den steigenden Generikapreisen in den USA zu begegnen. Was ist aus dem Non-Profit-Geschäftsmodell geworden? Eine Antwort auf diese Frage liefert die Studie von Dredge und Scholtes [1]. Basierend auf aktuellen Zahlen haben die Wissenschaftler analysiert, wie sich der Arzneimittelzugang und die Preise auf dem US-Markt entwickelt haben. Wie …
Welche frei verfügbaren Datensätze über das deutsche Gesundheitswesen gibt es eigentlich, und wofür kann man diese verwenden? Mit den Beiträgen zu Statistiken im Gesundheitswesen geben wir Antworten auf diese Fragen. Wir zeigen in unserer losen Serie ausgewählte Datensätze, geben Inspirationen für mögliche Datenauswertungen, decken Trends im Gesundheitswesen auf und eröffnen einen kurzen verständlichen Einblick in die statistische Erhebungsmethodik. Mit diesem Wissen ist es möglich, bei nächster Gelegenheit diese Datensätze für ausgewählte Fragestellungen zu nutzen. Heute: Bundeshaushalt.
Der verwendete Datensatz
Quelle: In Anlehnung an [1].
Die Debatte zur …
„Die ambulante Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel“ und „Die Praxen stehen vor dem Kollaps“: Diese Warnhinweise von Ärzteseite begleiten die diesjährigen Verhandlungen zur Honoraranpassung für das Jahr 2024 zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband. Kaum jemand weiß außerhalb von Expertenrunden, wie ambulant tätige, selbstständige Ärztinnen und Ärzte honoriert werden. Und selbst wer die Regeln kennt, kann die Ergebnisse der jährlichen Honorarverhandlungen für Ärztinnen und Ärzte nicht nachvollziehen, weil diese Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Die Mär von der Gier der Ärzte verfängt deshalb immer noch. Jenseits …