Die Beanspruchung unseres Gesundheitssystems muss in richtige Bahnen gelenkt werden. Das gilt für die stationäre Ebene, trifft aber längst auch auf die ambulante Versorgung zu. „Steuerung“ ist das Gebot der Stunde und der gemeinsame Nenner, auf den sich aktuell viele einigen können.
Wer allerdings Wie steuern soll, da scheiden sich die Geister und so finden sich seit einem Jahr unter dem Schlagwort „Patientensteuerung“ viele vage Modelle und Konzepte.
Steuerung – Kernelement der täglichen Arbeit
Patientensteuerung gehört seit jeher zur hausärztlichen Versorgung. Neben der Primärbehandlung sind wir Hausärztinnen und Hausärzte …
15.03.2025
Digital vor ambulant vor stationär
Fehlende Bedarfsgerechtigkeit in der Versorgung und mangelnde Kooperation zwischen den Gesundheitsberufen führen zu Effizienz- und Effektivitätsverlusten. Die Patientinnen und Patienten spüren dies vor allem durch die Schwierigkeit, zeitnah ambulante Termine zu bekommen. Ändern könnte das eine standardisierte digitale Ersteinschätzung des Behandlungsbedarfs, die zu einem schnelleren Zugang zur richtigen Versorgungsform beiträgt.
Dieser Weg sollte sich am medizinischen Bedarf orientieren und über eine digitale Terminplattform erfolgen, auf der Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachgruppen Terminkontingente zur Verfügung stellen. Dabei muss der Leitgedanke gelten: Termine sollen nicht der Vergütung, sondern dem Bedarf der Patientinnen …
12.03.2025
Braucht das Land mehr Gremien?
Wir durchleben gerade politische Umbruchzeiten. Guter Rat ist auch in der Gesundheitspolitik gefragt. Gerade hat der ExpertInnenrat „Gesundheit und Resilienz“ seine 14. Stellungnahme veröffentlicht. Ihr Titel: „Resiliente Strukturen und Prozesse für wissenschaftsbasierte Politikberatung im Gesundheitswesen“. Inzwischen nimmt die Fachöffentlichkeit allerdings kaum mehr Notiz von diesen Stellungnahmen.
Es ist unklar, welche wissenschaftlichen Befunde für die Stellungnahmen jeweils aufgearbeitet wurden, mit wem sie abgestimmt wurden, wie sie mit anderen Stellungnahmen anderer Gremien zusammenhängen oder auch nicht und an wen sie sich eigentlich wenden – das Kanzleramt, das Gesundheitsministerium, die Fachöffentlichkeit oder vielleicht …
16.02.2025
Ist weniger mehr als nichts?
Man reibt sich die Augen, wie einfach es plötzlich war, ein in der Vergangenheit mühsam mäanderndes Gesetzgebungsverfahren durch einen ministeriellen Federstrich zu ersetzen. In Anlehnung an neue US-amerikanische Gepflogenheiten wird das BIÖG per Dekret, das hier Minstererlass heißt, kurz vor Ablauf der Legislaturperiode inauguriert.
Ein Pressetermin mit feierlicher Enthüllung des neuen Standortschildes, eine wortreiche Erklärung mit allen wohlklingenden Vokabeln aus der Präventionswelt und ein wachsweicher Kooperationsvertrag mit dem RKI – mit so wenig Einsatz lässt sich also eine sperrige Anforderung des Koalitionsvertrages erfüllen. Was sind die Rahmenbedingungen aus der Metamorphose …
Gesundheitspolitik wird in dieser Wahl eine ganz untergeordnete Rolle spielen. Die Wahlprogramme mit ihren unfinanzierbaren und unrealistischen Versprechungen werden ohnehin nur von den Fachleuten gelesen. Lässt man sie beiseite und konzentriert sich auf die tagesaktuellen Vorschläge und die Entwicklungen der letzten Wochen, wird einem aber auch nicht besser.
Termingarantie und Beitragsbonus für die Nutzung der elektronischen Patientenakte sind die neuesten Hits. Die Entbudgetierung der Hausärzte, die als Lösung der Wartezeitenproblematik verkauft wird, und die Verbeitragung von Kapitaleinkünften zur finanziellen Sanierung der GKV sind schon seit Wochen im Gespräch. Da kann …
23.01.2025
KHVVG reloaded?
Besteht eine reale Chance, das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) über den nächsten Koalitionsvertrag noch einmal aufzuschnüren? Eigentlich schien nach dem Bundesratsbeschluss vom 22. November 2024 die Debatte abgeschlossen. Doch nach dem jähen Ende der Ampel und mit den anstehenden vorgezogenen Wahlen beginnt die Diskussion über Nachbesserungen erneut. Egal, welche Koalition in der kommenden Legislatur ans Ruder kommt: Es sollte nicht zu viel erwartet werden.
Die Krankenkassen, Länder wie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, selbst die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, aber vor allem die DKG reaktivierten ihre bisherigen Forderungen nach mehr Geld beziehungsweise einer anderen …
08.01.2025
ePA – der nächste Akt im Trauerspiel
Die ePA sei „absolut sicher“, so eine große Kasse in ihrem Informationsschreiben an ihre Versicherten. Andere Verantwortliche verkünden mantramäßig, dass Sicherheit höchste Priorität habe. Und nun berichtet der Chaos Computer Club erneut über seit Jahren bekannte, unverändert bestehende gravierende Sicherheitsmängel, Möglichkeiten für unbefugte Zugriffe, teilweise über „Wege, die uns allen offenstehen“.
So formulierte es Martin Tschirsich in dem Vortrag, den er zusammen mit Bianca Kastl auf dem Kongress 38C3 gehalten hat.
Silvester ist gerade vorbei. In Zusammenhang mit illegal hergestellten, verkauften oder verwendeten „Böllern“ sind Menschen zu Schaden gekommen, nicht …
Rund 20 gesundheits- und pflegepolitische Vorhaben sind in dieser Legislaturperiode nicht zum Abschluss gebracht worden. Alle Bemühungen, nach dem Scheitern der Koalition das eine oder andere vermeintlich geeignete Gesetzesvorhaben noch über die parlamentarischen Hürden zu bekommen, werden mit jedem Tag aussichtsloser.
Zwar hofft der Bundesminister im Einzelfall noch auf Einsicht der Opposition (z. B. bei der Suizidprävention) oder versucht, das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit im Verordnungswege durchzusetzen – ob ihm dies aber gelingt, ist mehr als zweifelhaft. Es ist von daher interessanter, den Blick nach vorn in die kommende Legislaturperiode …
Sind die Therapieansätze von heute grundlegend anders als noch vor zehn Jahren? Wenn ja, sollten sie dann auch anders bewertet werden? Dies führt wohl zur einen der drängendsten Fragen der Arzneimittelpolitik: Wie können medizinischer Fortschritt, Evidenzanforderungen und nachhaltige Versorgung in Einklang gebracht werden?
Durch Fortschritt in der Arzneimittelforschung werden zunehmend innovative Therapieansätze entwickelt, die auf eng definierte, schwer erkrankte Patientengruppen mit unzureichenden Behandlungsoptionen ausgerichtet sind. Für das „AMNOG“, also das Verfahren der Bewertung des Zusatznutzens mit anschließender Preisverhandlung, dem sich alle neu zugelassenen Arzneimittel beim Marktzugang in Deutschland stellen müssen, …
30.11.2024
Verdaddelt, vermasselt, versenkt – und nun?
Mit dem Beschluss des Bundesrates vom 22. November zum KHVVG fiel der gesundheitspolitische Vorhang für die nächsten anderthalb Jahre. Rien ne va plus – nichts geht mehr. Grund genug für einen Blick zurück und nach vorn.
Es ist keine Freude, aber eine Chronisten-Pflicht, auf eine Prognose des Observer vom 9. Juli 2022 – damals unter dem Titel: „Die verlorene Legislaturperiode?“ – zu verweisen: Sieht man von punktuellen Fortschritten in der Digital-Gesetzgebung und dem KHVVG (dazu mehr später) ab, hat sich die damalige Befürchtung leider bewahrheitet: Es war eine verlorene Legislaturperiode …
07.11.2024
Bleibt alles anders?!
Die Ampel von SPD, Grünen und FDP ist zwar Geschichte, aber der Bundestag arbeitet erstmal weiter. Am Montag befasst sich der Gesundheitsausschuss in einer Anhörung von Sachverständigen mit dem Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz. Zwei Tage später steht das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz auf der Agenda des Ausschusses. Für Melanie Wendling, Geschäftsführerin des bvitg, Grund genug, den Umbau der gematik zur Digitalagentur näher zu beleuchten.
Jetzt also Digitalagentur! Mit dem Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz (GDAG) soll die gematik zu einer Digitalagentur für Gesundheit ausgebaut werden. Das erinnert ein bisschen an einen Schokoriegel, der seinen Namen geändert hatte mit dem Slogan: …
Das im Sommer vorgelegte „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG) war vielleicht gut gemeint, aber so schlecht gemacht, dass es Ablehnung von fast allen Seiten erfahren hat. Zufrieden waren außer dem Minister nur noch die Kardiologen, die das Gesetz initiiert hatten, und die Medizinprodukte-Industrie. Im Regierungsentwurf wurden ein paar Goodies verteilt, die aber die grundsätzliche Ablehnung nicht beseitigen konnten. Nun soll das Gesetz, weil es angeblich so furchtbar pressiert, noch fix durch den Bundestag gepeitscht werden. Als Vorlage zur ersten Lesung hat die „Nationale Herz-Allianz“ die Fakten „gecheckt“.
Fakten checken – das war besonders …