Hans Peter Wollseifer, Hans-Jürgen Müller

Unstrittig ist, dass eine Fehl- oder Totgeburt zu den traumatischsten Ereignissen im Leben einer Frau gehört. Doch obwohl in Deutschland rund 26.000 Schwangerschaften jährlich in einer Fehlgeburt enden, ist das Thema in der Öffentlichkeit weitgehend mit einem Tabu belegt, und die Frage des Schutzbedarfs der betroffenen Frauen wurde lange ignoriert. Deshalb ist es höchste Zeit, dass wir uns diesem Thema stellen und den Handlungsbedarf anerkennen.

Denn als Gesellschaft müssen wir alles dafür tun, Entscheidungen von Frauen für ein Kind zu unterstützen. Gleichzeitig müssen wir uns dafür einsetzen, dass diese Entscheidung …

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Dr. Kai Joachimsen

Systemsprenger“ – damit bezeichnet man in der Psychiatrie und Pädagogik eigentlich Kinder oder Jugendliche, bei denen bislang alle Therapiekonzepte versagen. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat diesen Begriff Anfang März bei der Vorstellung des in Zusammenarbeit mit dem aQua-Institut erstellten Reports „Arzneimittel Fokus“ auf Gen- und Zelltherapien (GCT) bezogen. „Hoffnungsträger oder Systemsprenger?“ fragte sich die TK und man musste nicht lange warten, bis die bekannten Bedenken einer Überlastung des GKV-Systems auf den Tisch kamen.

Mit „zusätzliche Kosten zwischen 27 und 36 Milliarden Euro in den nächsten Jahren“ rechnet die TK. …

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Matthias Mieves MdB

Mit dem Digitalgesetz (DigiG) und dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) haben wir als Ampel zwei politische Projekte über die Ziellinie geschoben, die sehr bald in der Praxis ankommen. Die ePA funktioniert nur, wenn sie gut befüllt, und die Vorteile von allen Beteiligten kommuniziert werden. Die Politik hat geliefert, was Verbände lange gefordert haben. Ein Call to Action.

Die Technik ist nicht an allem schuld. Wenn ich noch am 2. Januar dieses Jahres höre, dass man anfange, sich mit dem E-Rezept zu beschäftigen, muss ich feststellen: Menschen aus denselben Berufen sind in Deutschland …

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Bernd Meurer

Eigentlich müsste die Politik im Panikmodus sein. Zehntausende Pflegebedürftige sind unversorgt, Familien sind massiv überfordert, und die Zahl der Pflegefachkräfte steigt nicht mehr an, während der Bedarf unaufhörlich weiterwächst. Aber wer die Absicherung der pflegerischen Versorgung auf der Tagesordnung im Bundeskabinett sucht, wird enttäuscht.

Der Bundeskanzler hat noch nicht begriffen, wie der Angebotsmangel in der Langzeitpflege längst den Arbeits- und Wirtschaftsstandort Deutschland beeinträchtigt, und der zuständige Minister kämpft um Kiffer-Clubs.

Dabei gibt es kein Erkenntnisdefizit: Niemand konnte vor einem Jahr die Schock-Umfrage übersehen, in der fast 70 Prozent der bpa-Mitgliedseinrichtungen …

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Dr. Robert Paquet

Die CDU bereitet sich auf den Wahlkampf vor. Das ist z.B. spürbar an ihren Bemühungen um eine „Neue Grundsicherung“[1]. Das gilt aber auch für das Grundsatzprogramm, dessen Entwurf vor wenigen Wochen vorgestellt wurde[2]. Es ist das vierte in der Parteigeschichte und soll beim 36. Parteitag (6. bis 8. Mai 2024) in Berlin beschlossen werden. Zur Sozial- und Gesundheitspolitik gibt es darin nur gut dreieinhalb Seiten (S. 53ff. von insgesamt 74 Seiten).

Bisher hat sich noch kaum jemand darüber aufgeregt. Das hat seine guten Gründe; ein genauerer Blick darauf lohnt sich …

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Prof. Dr. med. Sylvia Thun

Digitale Daten sind wichtig für die Patientensicherheit und die Forschung! Doch wie steht es aktuell um den Prozess der FAIRen Daten? FAIR heißt in diesem Zusammenhang, dass Daten auffindbar (Findable), zugänglich (Accessible), interoperabel (Interoperable) und benutzbar (Reusable) sein müssen. Und das sind unsere Gesundheitsdaten derzeit mitnichten.

Der aktuelle Stand auf dem Weg zu einem digitalen Gesundheitswesen in Deutschland ist gemischt. Einerseits wurden bereits bedeutende Fortschritte im Bereich der Abrechnung und weiterer administrativer Vorgänge der Krankenkassen erzielt. Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und des elektronischen Rezepts sind auch wichtige Meilensteine. …

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Melanie Wendling

Der Countdown läuft: Am 15. Januar 2025 startet die elektronische Patientenakte (ePA) für alle. Das Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens (Digital-Gesetz – DigiG) liegt zurzeit zwar noch beim Bundespräsidenten zur Ausfertigung, der politische Wille ist aber klar: Am Zieldatum wird nicht gerüttelt!

Nach 20 Jahren vergeblicher Bemühungen, den Versicherten in Deutschland eine bessere Versorgung durch ein digitales und vernetztes Gesundheitssystem zu bieten, treibt der Minister zur Eile. Nichtsdestotrotz können die letzten Jahrzehnte nicht in wenigen Monaten und Jahren aufgeholt werden.

 

Wichtige Zutaten fehlen

Um im Bild des …

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Dr. Fank Wissing

Die Pharmastrategie der Bundesregierung verfolgt das ehrgeizige Ziel, Deutschland als Forschungs- und Produktionsstandort für innovative Medikamente wieder ganz weit nach vorn zu bringen. Dieses Ziel ist Mittel zu dem eigentlichen Zweck, Patienten in Deutschland noch schneller als bislang Zugang zu neuen Therapieverfahren zu geben und deren Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Damit ein Medikament oder ein neues Verfahren für den Einsatz am Patienten zugelassen wird, müssen klinische Prüfungen hinreichende Sicherheit und Evidenz für eine tatsächliche Wirksamkeit aufzeigen. Klinische Prüfungen können auf Basis öffentlicher Finanzierung im Rahmen von kooperativen Zusammenschlüssen mehrerer universitärer Zentren …

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Dr. Robert Paquet

Reklame für den Gesundheitskiosk wird immer mit seinen Zielen gemacht: Abbau von Ungleichheiten im Gesundheitswesen und die Beseitigung bestehender Zugangsschwellen für benachteiligte Personengruppen zu den Versorgungsangeboten. Wer könnte da schon dagegen sein?

 Für die allgemeine öffentliche Diskussion reicht das als Legitimation meist aus. Es wird nicht weiter gefragt, ob uns das vorgesehene Konzept diesen Zielen tatsächlich näherbringt. Ob die institutionelle Zuordnung der Aufgaben sachgerecht ist. Ob Organisation, Finanzierung und angedachte Allokationsmechanismen sinnvoll und durchdacht sind. Ob es damit Doppelzuständigkeiten gibt etc. Nun ist vor kurzem ein Büchlein[1] herausgekommen, das für …

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Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Daniel Dröschel

Krankenkassen erhalten mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) die Möglichkeit, ihre Versicherten auf Gefährdungspotenziale hinzuweisen, sofern sie sich aus Abrechnungsdaten ergeben. Sebastian Hofmann sieht dies in seinem Beitrag im Observer Gesundheit – in Anlehnung an einen ähnlichen Artikel von Jürgen Windeler – kritisch und beschreibt es als eine „Methode mit hohem Risikopotenzial“.

Es brauche „wenig Phantasie, um sich vorzustellen, was ein Schreiben der Krankenkasse über mögliche Gefahren für die eigene Gesundheit in heimischen Wohnzimmern auslösen kann“. Hofmann fordert das Primat der Evidenz und Qualitätssicherung und eine „freiwillige Selbstkontrolle der Kassen“, allerdings so, …

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Prof. Ulrich Kelber

Unser eigentlich sehr leistungsfähiges deutsches Gesundheitssystem leidet. Dabei ist es gleichgültig, aus welchem Blickwinkel man die Probleme sieht: Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte, Krankenpflegende oder Forschende – alle können berichten, was schiefläuft. Jetzt soll es die Digitalisierung richten und zwar möglichst schnell. Es stimmt, dass wir in Deutschland gefährlich unterdigitalisiert sind, gerade auch im Gesundheitssektor. Deshalb ist es folgerichtig, dass die Politik dieses Problem angeht.

Die Grundlage dafür sollen das „Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens“ (DigiG) und das „Gesetz zur verbesserten Nutzung von Gesundheitsdaten“ (GDNG) schaffen. Doch …

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Jens Naumann

Dieses Jahr wird für die Unternehmen der Gesundheits-IT-Branche arbeitsintensiv: Zum einen ist das E-Rezept seit dem 1. Januar verpflichtend und wird weiterentwickelt; und zum anderen wird die Einführung der neuen Opt-Out-Variante der elektronischen Patientenakte (ePA) ab 2025 vorbereitet. Darüber hinaus wird das Digitalagenturgesetz, das wesentliche und dringend nötige Festlegungen der Governance-Strukturen rund um die Digitalisierung enthalten wird, mit Spannung erwartet.

Weiterhin: Unter dem Vorsitz Schleswig-Holsteins tagte kürzlich, am 29. Januar, die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) in Kiel. Die Konferenz fand virtuell statt, auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war per Video …

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