Unser Konzept
KOMMENTAR

Prof. Dr. med. Jürgen Windeler
Am 30. August 2023 beschloss das Bundeskabinett Karl Lauterbachs Gesetzentwurf für ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) – der Startschuss für die parlamentarischen Beratungen. Die Nutzung von Gesundheitsdaten soll auf neue Füße gestellt werden. Unter anderem sollen Kranken- und Pflegekassen „ihre eigenen Daten“ nutzen können, um Versicherte individuell „auf die Ergebnisse dieser Auswertung über Gesundheitsrisiken“ hinzuweisen – zum „Gesundheitsschutz“ und „zur Verbesserung der Versorgung“. So sieht es ein neuer Paragraph 25b im SGB V vor. Abgesehen von ihrer beklagenswerten handwerklichen Ausgestaltung markiert die vorgeschlagene Regelung den vorläufigen Tiefpunkt bzgl. Evidenzbasierung und Patientensouveränität im deutschen Gesundheitssystem.
Natürlich kennen Sie Nina, die „Notfall-Informations- und Nachrichten-App“ des Bundes. Sie erfahren auch über CB (Cell Broadcast) von eventuellen Problemen in Ihrer Umgebung („Cell“), etwa derart, dass es in O. einen Brand mit Rauchentwicklung gebe, aber keine Gefahr bestehe. Sie können sich noch weitere Warn-Apps installieren (Sie erinnern sich an Corona) oder die typischen Wetterwarnungen zur Kenntnis nehmen, die vor „extremer Hitze“, „Unwetter mit Starkregen und Hagel“ oder anderer Unbill warnen.
Es ist verständlich, dass man u.a. nach der Flutkatastrophe im Ahrtal nach Möglichkeiten sucht, die Folgen solcher unvermeidlichen Ereignisse zu mildern. Aber diese Warnungen haben bisher vor allem eines gemeinsam: Sie treffen in concreto …
IN EIGENER SACHE
Weiter mit der bewährten Datenbankstruktur
Was ist seit dem plötzlichen Tod unseres Datenbank-Administrators Peter Stanberg passiert? Diese Frage wird uns immer wieder von Ihnen gestellt. Unser System läuft solide und unverzichtbar für Sie weiter, das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt auf den Punkt bringen. Die ersten Kontakte zu einer neuen Firma sind geknüpft. Alle Daten sind gesichert. Wir sind auf einem guten Weg, unsere Datenbank weiterzuentwickeln.
Nachdem unser letztes „In eigener Sache“ erschienen ist, haben uns viele Anrufe erreicht, um die Arbeit von Peter Stanberg zu würdigen. Unsere Datenbank, so hören wir von vielen Kunden, sei aufgeräumt, mit einer klaren und übersichtlichen Struktur und vor allem einen riesigen Informationsschatz im Bereich der Gesundheitspolitik. Eine schöne Würdigung des Wirkens von Peter Stanberg. Dafür …
POLITISCHE ANALYSE
STIKO: War da was?


Noch vor einem Jahr war die Ständige Impfkommission (STIKO) in aller Munde. Es ging vor allem um die Empfehlungen zur Booster-Impfung gegen Corona. Seitdem ist es um die Kommission still geworden. Die öffentliche Kritik, die in der Pandemie vielfach geäußert wurde, scheint vergessen. Die wegen des Ablaufs der Berufungsperiode fällige Neubesetzung steht aus. Die bisherigen Mitglieder machen einfach weiter. Eine neue Studie des IGES-Instituts zeigt, dass durch die pandemiebedingte Priorisierung der STIKO-Arbeit wichtige Themen zurückgestellt werden mussten.
Wie kann die Legitimation und Glaubwürdigkeit der Kommission verbessert werden? Wie kann sie schneller und effizienter werden? Das sind Fragen, die spätestens im Herbst wieder aufkommen. Dann geht es nämlich erneut um die Corona-Booster und die Impfung gegen eine – als ungewöhnlich stark befürchtete – Grippewelle. Höchste Zeit, die STIKO zu stärken!
Anfrage der CDU/CSU-Fraktion
Vor einem Jahr hatte die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag noch einmal nachgefragt.[1] Sie wollte aktuelle Informationen zur „Arbeit und Ausstattung der Ständigen Impfkommission“. In der Vorbemerkung der Kleinen Anfrage wurde die Bedeutung der STIKO für den Gesundheitsschutz und die Krankheitsbekämpfung in …
MANAGEMENT/Wissenschaft
Krankenhausreform in Deutschland: Veränderung der Patientenströme wirkt sich auf Kosten aus
Die dritte und bislang umfassendste Empfehlung der Regierungskommission zur Krankenhausreform liegt seit Dezember 2022 auf dem Tisch (1). Derzeit arbeiten Bund und Länder an einem Eckpunktepapier, das noch vor der Sommerpause fertiggestellt werden soll. Das Ziel – Anfang 2024 ein Gesetz. Eine sehr ambitionierte Zielsetzung. Doch was bedeutet eine Veränderung des Patientenvolumens in medizinischen Fachrichtungen für die Kostenentwicklung im Krankenhaus? Die Studie von Freeman et al. (2) untersucht fachrichtungsübergreifend, wie sich die Kosten für geplante und ungeplante Patienten entwickeln, sobald sich das Patientenvolumen in medizinischen Fachrichtungen ändert. Ein Datensatz von 145 Millionen stationären Patientenüberweisungen aus England ist dafür analysiert worden.
Ein Kernelement der Krankenhausreform in Deutschland ist die Einführung von definierten Leistungsgruppen (z.B. „Kardiologie“). Dadurch sollen die bislang etablierten Fachabteilungen (z. B. „Innere Medizin“) abgelöst werden. Es geht aber noch weiter. Nicht jedes Krankenhaus soll jede Leistungsgruppe erbringen …
MANAGEMENT/Trends
Gierige Ärzte – oder systematisch verweigerte Honorarsteigerungen?

Dr. Jochen Heymanns

Prof. Dr. Stephan Schmitz
„Die ambulante Versorgung in Deutschland steht auf dem Spiel“ und „Die Praxen stehen vor dem Kollaps“: Diese Warnhinweise von Ärzteseite begleiten die diesjährigen Verhandlungen zur Honoraranpassung für das Jahr 2024 zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband. Kaum jemand weiß außerhalb von Expertenrunden, wie ambulant tätige, selbstständige Ärztinnen und Ärzte honoriert werden. Und selbst wer die Regeln kennt, kann die Ergebnisse der jährlichen Honorarverhandlungen für Ärztinnen und Ärzte nicht nachvollziehen, weil diese Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Die Mär von der Gier der Ärzte verfängt deshalb immer noch. Jenseits der aktuellen Ereignisse lohnt aber ein Blick auf die sichtbaren Folgen von langjährigem Regierungshandeln in unterschiedlichen Koalitionen, das zu einer allmählichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Basis der Arztpraxen geführt hat – mit weitreichenden Konsequenzen.
Wirtschaftlichkeit der vertragsärztlichen Versorgung in Gefahr
Die Inflationsrate in Deutschland …