IN EIGENER SACHE
20 Jahre Observer Datenbank: ein Meilenstein im gesundheitspolitischen Monitoring
Im Mai 2024 feiert die Observer Datenbank ihr 20-jähriges Bestehen. Ein Anlass, der nicht nur ein bedeutendes Jubiläum markiert, sondern auch die Gelegenheit bietet, auf zwei Jahrzehnte Innovation, Wachstum und Engagement zurückzublicken.
Seit dem ersten Eintrag am 4. Mai 2004, zum damals noch existierenden großen Presseseminar der ABDA, hat sich die Observer Datenbank zu einer unverzichtbaren Ressource in der gesundheitspolitischen Landschaft entwickelt.
Innovativer Durchbruch in der Informationsverarbeitung
Von Beginn an hat die Observer Datenbank durch ein Alleinstellungsmerkmal aufgewartet, das bis heute unerreicht bleibt: die Überwindung technischer und redaktioneller Grenzen, um Ihnen eine aktuelle, tiefgreifende Dokumentation und Analyse gesundheitspolitischer Entwicklungen zu bieten. Dieser bahnbrechende Fortschritt in der Zusammenführung und Auswertung von Informationen hat …
POLITISCHE ANALYSE
Wie kann die Digitale Transformation zum Erfolgsprojekt werden?
Die Künstliche Intelligenz (KI) ist dabei, Leben und Arbeiten grundlegend zu verändern. Mit Chat-GPT bietet diese neue, generative KI, nicht nur großartige Möglichkeiten, sondern potenziert auch die Herausforderungen. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, ist Herausgeber des am 10. September erscheinenden Buches „Wissensexplosion. KI & Co für mehr Gesundheit“, das mit 45 Autoren eine Orientierung bietet. Wir veröffentlichen daraus vorab ein Gespräch zwischen Dr. Jens Baas mit der Wirtschaftsinformatikerin und Autorin Prof. Dr. Sarah Spiekermann-Hoff.
Jens Baas: Sarah, unter Deiner Leitung wurde jetzt der erste weltweite Standard zum Aufbau einer ethischen Technik entwickelt, der mittlerweile auch ein ISO STANDARD geworden ist[1]. Worum geht es da?
Sarah Spiekermann-Hoff: Das Institute of Electrical and Electronics Engineers ist die größte Organisation von Ingenieuren und Technikern weltweit. Entscheidend ist, dass das IEEE nicht nur ein Berufsverband ist, sondern auch weltweit gültige Standards und Normen herausgibt. Das IEEE will nicht nur den technischen Fortschritt befördern, sondern auch den Fortschritt der Menschheit. Deshalb haben wir in seinem Auftrag mit über 100 Expert:innen eine ethische Grundlage für die Weiterentwicklung der …
MANAGEMENT/Wissenschaft
Wie könnten die Lauterbach-Vorschläge wirken?
Anfang Januar 2024 nach dem Krisengipfel zur ambulanten vertragsärztlichen Versorgung hat das Bundesministerium für Gesundheit ein Maßnahmenpaket zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung vorgelegt [1]. Im Fokus steht die Reform der hausärztlichen Honorierung. Doch welche Effekte lassen sich mit den Vorschlägen zur Veränderung der Honorierung erwarten?
Um Antworten auf diese Frage zu finden, setzt sich dieser Wissenschaftsbeitrag mit ausgewählten Honorierungsmodellen auseinander und bezieht deren Anreizwirkungen auf die aktuellen hausärztlichen Reformvorschläge. Als Fundament für die Diskussion dient eine neu erschienene Studie von Brosig-Koch et al. [2]. Die Studie [2] liefert wichtige Ergebnisse bzgl. der Frage, ob eine anreizbasierte Entlohnung Hausärzte zu einer besseren Gesundheitsversorgung motiviert.
Die verfügbaren Honorierungsmodelle für Hausärzte liefern ein vielfältiges Portfolio an Möglichkeiten und Anreizwirkungen. Grundlegende Modelle mit deren in der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutierten Effekten für das Versorgungsgeschehen werden für eine spätere Einordung …
MANAGEMENT/Trends
Bürgergeld-Bezieher: Gesundheitsausgaben übersteigen Beitragszahlungen um neun Milliarden Euro
Die Sicherung der Finanzierungsgrundlagen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steht wieder im Vordergrund der gesundheitspolitischen Diskussion, seitdem sich die Finanzierungsdefizite häufen und die Zusatzbeitragssätze steigen. In diesem Zusammenhang werden auch wieder verstärkt die sog. „versicherungsfremden Leistungen“ thematisiert, also gesamtgesellschaftliche Aufgaben, welche die GKV übernimmt und aus ihrem Budget bezahlt, die aber sachgerecht aus dem allgemeinen Steueraufkommen zu finanzieren wären (z. B. familienpolitisch begründete Leistungen bzw. Beitragsentlastungen).
Über die genaue Abgrenzung und Quantifizierung solcher versicherungsfremden Leistungen besteht weder fachlich noch politisch Einigkeit. Seit dem Jahr 2004 werden diese „pauschal“ durch einen Steuerzuschuss an die GKV abgegolten, dessen Höhe im Zeitverlauf mehrfach und teilweise stark angepasst wurde.
Die Gesundheitsversorgung der Bezieher von Arbeitslosengeld II (bzw. seit Jahresbeginn 2023 „Bürgergeld“) in der GKV stellt aus Sicht des GKV-Spitzenverbandes eindeutig eine versicherungsfremde – und daher vollständig aus Steuermitteln zu finanzierende – Leistung dar, da es sich …
Unser Konzept
KOMMENTAR
Gesundes-Herz-Gesetz – mehr Fehlversorgung geht kaum
Prof. Dr. Martin Scherer
Trotz massiver Kritik hat das Bundeskabinett die umstrittenen Pläne zum „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG) verabschiedet. Eine gesundheitspolitische Fehlentscheidung. Das geplante Gesetz verspielt eine große Chance: Statt echter Prävention zielen die Pläne vor allem auf nicht-evidenzbasierte Screening-Instrumente und verstärkte Medikalisierung ab.
Die komplexe Aufgabe einer nachhaltig wirksamen Prävention bleibt unbearbeitet. Dieses Gesetz wird die Symptome unseres kränkelnden Gesundheitswesens noch weiter verstärken. Die Datengrundlage für die geplanten Regelungen ist bestenfalls zweifelhaft.
Geburtsfehler des Gesetzes
Schon die Ausgangsbasis für den Gesetzesentwurf ist problematisch: Aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) war in den letzten Monaten immer wieder zu hören, dass Deutschland bei der Lebenserwartung knapp unter dem europäischen Durchschnitt liege und hinsichtlich der kardiovaskulären Mortalität besonders schlecht abschneide. Fakt ist aber: Hierfür gibt es keine belastbaren Daten. Denn die Arbeiten, die immer wieder als Beleg für eine angeblich hohe kardiovaskuläre Sterblichkeit in Deutschland angeführt werden, weisen erhebliche Limitationen auf. Für Deutschland können wir höchstens sagen, dass sich die kardiovaskulären Todesfälle in den vergangenen Jahren fast um die Hälfte reduziert haben – für einen internationalen Vergleich haben wir keine belastbaren Daten. Mit anderen Worten: Das grundlegende Problem, das mit diesem Gesetzentwurf behoben werden soll, basiert auf einer wissenschaftlich nicht abgesicherten Behauptung.
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