
IN EIGENER SACHE
Observer Gesundheit – 1.000 Beiträge: ohne Werbung, ohne Bezahlschranke, aber mit Expertise
Der Observer Gesundheit hat heute seinen 1.000. Beitrag veröffentlicht. Ein Meilenstein für uns, der nicht nur eine Zahl markiert, sondern das gewachsene Gewicht einer Plattform, die sich fest in der gesundheitspolitischen Landschaft etabliert hat.
Seit dem Start im Jahr 2018 ist viel passiert: Damals zählten wir knapp 12.500 Zugriffe pro Monat – heute sind es rund 70.000. Diese Entwicklung zeigt, dass fundierte, meinungsstarke Beiträge zur Gesundheitspolitik mehr denn je gefragt sind – auch und gerade auf einer Plattform, die bewusst mittlerweile kosten- und schon immer werbefrei ist.
Ein großer Dank gebührt unseren Autorinnen und Autoren. Sie kommen aus Wissenschaft, Politik, Verbänden, Kassen, Unternehmen, Versorgung und Praxis – und bringen ihre Sicht auf zentrale gesundheitspolitische Fragen ein. Ihre Texte …
POLITISCHE ANALYSE
Ein Primärarztsystem allein ist nicht die Lösung

Dr. Matthias Gruhl
Früher wurden Insider des Gesundheitswesens nach einem guten Hausarzt oder Hausärztin gefragt. Heute lautet die Frage, welche Hausärzte überhaupt noch Patienten aufnehmen. Anfangs schleichend, inzwischen vielerorts offensichtlich sind die wichtigsten Anlaufstellen der gesundheitlichen Versorgung selbst notleidend geworden.
Allen Landarztprogrammen der Länder und kassenfinanzierten Weiterbildungsmaßnahmen zum Trotz ist der Abwärtstrend in der Grundversorgung nicht zu stoppen. Und inzwischen zeichnet sich eine ähnliche Mangelversorgung in der ambulanten Pflege ab. Dazu folgt hier eine Einordung des Status Quo und möglicher Ansatzpunkte zur Stabilisierung des „Rückgrades des deutschen Gesundheitswesens“. So viel vorweg: Ein Primärarztsystem allein ist nicht die Lösung, sondern kann mehr Arbeit und Unmut auslösen.
Bedeutung der Primärversorgung
Jeden Tag suchen rund 3, 8 Millionen Patienten die ambulante vertragsärztliche Versorgung auf, davon rund 2, 2 Millionen die hausärztlichen Praxen. Der Anteil der hausärztlichen Praxen liegt bei rund 30 Prozent aller vertragsärztlichen Angebote. Anders ausgedrückt: Eine Minderheit der Praxen ist für die meisten medizinischen Patienten-Kontakte verantwortlich.
Neben der großen quantitativen Bedeutung für die unmittelbare Patientenversorgung und der oft langfristigen Betreuungskontinuität nimmt die primärärztliche Versorgung die Selektionsfunktion für weitergehende …
MANAGEMENT/Wissenschaft
Ambulantisierung in Krankenhäusern mit Nebenwirkungen
In Deutschland wagen immer mehr Krankenhäuser den Einstieg in die ambulante Versorgung. So gründen und übernehmen Krankenhäuser z.B. medizinische Versorgungszentren (MVZ). Ein vergleichbarer Trend ist auch in den USA zu beobachten. Dort kaufen immer mehr Krankenhäuser Arztpraxen auf und wandeln diese in eine Krankenhausambulanz um („vertikale Integration“). Ob diese Entwicklung vorteilhaft ist, beleuchtet eine US-Studie [1].
Durch die Gegenüberstellung von Ausgaben und Qualitätskennzahlen von knapp 2, 6 Millionen Patientenkontakten für den Fachbereich Gastroenterologie konnten wichtige Rückschlüsse auf die tatsächlichen Auswirkungen einer vertikalen Integration gezogen werden.
Der Strukturwandel im deutschen Gesundheitswesen wird mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) weiter beschleunigt. Die Ambulantisierung ist auf dem Vormarsch. Auch Krankenhäuser müssen spätestens jetzt nachhaltig umdenken und einen Einstieg in den ambulanten Sektor in Erwägung ziehen. Rückblickend lässt sich hierzu aus den vergangenen Jahren eine Vielzahl an gesundheitspolitischen Interventionen anbringen, die Krankenhäusern den …
MANAGEMENT/Trends
Pflege ist systemrelevant: Jetzt ist ein System notwendig, das trägt

Monika Nirschl
Die Debatte um die Zukunft der stationären Pflege wird heute oft in dramatischen Schlagzeilen geführt: Insolvenzen, Fachkräftemangel, Pflegenotstand. Dass diese Lage ernst ist, steht außer Frage. Doch sie lässt sich nicht mit Symbolpolitik oder kurzfristigen Entlastungspaketen lösen. Wer in der Pflege tatsächlich etwas bewegen will – politisch oder unternehmerisch –, muss sich mit den operativen Realitäten vor Ort befassen.
Als einer der größten privaten Betreiber stationärer Pflegeeinrichtungen in Deutschland waren auch wir gezwungen, unsere Geschäftsgrundlagen zu hinterfragen und neu zu justieren. Der wirtschaftliche Druck, dem die gesamte Branche unterliegt, ist immens – dennoch stehen wir heute wieder in der Gewinnzone. Die Rahmenbedingungen in der Branche bleiben weiter schwierig. Daher haben wir die Steuerbarkeit unserer Strukturen – also das, was man als Betreiber selbst in der Hand hat – konsequent in den Mittelpunkt gerückt.
Pflegeheime …
Unser Konzept
KOMMENTAR
Die Zeit ist reif für ein Sondervermögen Gesundheit
Johannes Wagner MdB
Die neue Gesundheitsministerin Nina Warken hat keine Schonzeit: Der Reformbedarf im Gesundheitssystem ist riesig und so drängend wie vielleicht nie. An allererster Stelle steht die Finanzstabilisierung der Kranken- und Pflegeversicherung; alle wissen, das sind die ganz dicken Bretter.
Aber die Koalition lässt sich erstmal Zeit. Statt schnell Maßnahmen vorzuschlagen, die durch Strukturreformen die Ausgabendynamik bremsen würden, und verbindlich für eine faire Finanzierung der Krankenkassenleistungen zu sorgen, wird das Thema in eine Kommission verschoben, die erst 2027 Ergebnisse liefern soll. Zurecht wird befürchtet, dass die Beitragsbelastung für die gesetzlich Versicherten in den nächsten Jahren weiter steigt.
Schon Mitte letzten Monats, also gleich zu Beginn der Amtszeit von Nina Warken, musste der Bund der Liquiditätsreserve der gesetzlichen Krankenversicherungen 800 Millionen Euro zuschießen. Und bei der Krankenhausreform, um die Bund und Länder in der letzten Wahlperiode mühsam gerungen haben, steht zu befürchten, dass sie jetzt doch wieder ausgehöhlt wird. Dabei waren sich alle einig, es braucht diese Reform dringend, um ein großes Kliniksterben – vor allem bei kleineren Krankenhäusern auf dem Land – zu verhindern und ihnen Planungssicherheit zu geben.
An den Ursachen ansetzen: Prävention in den Mittelpunkt stellen
Dass wir in der Gesundheitspolitik …