Statistiken im Gesundheitswesen: Gesundheitspersonalrechnung

Start einer Serie zur Nutzung von Datensätzen

Ines Niehaus, Redakteurin Observer Datenbank, Observer Gesundheit

Welche frei verfügbaren Datensätze über das deutsche Gesundheitswesen gibt es eigentlich, und wofür kann man diese verwenden? Mit den neuen Beiträgen zu Statistiken im Gesundheitswesen geben wir Antworten auf diese Fragen. Wir zeigen in unserer neuen, losen Serie ausgewählte Datensätze, geben Inspirationen für mögliche Datenauswertungen, decken Trends im Gesundheitswesen auf und eröffnen einen kurzen verständlichen Einblick in die statistische Erhebungsmethodik. Mit diesem Wissen ist es möglich, bei nächster Gelegenheit diese Datensätze für ausgewählte Fragestellungen zu nutzen. Heute: Gesundheitspersonalrechnung.

 

Der verwendete Datensatz

Datenquelle Gesundheitspersonalrechnung
Datenhalter Statistisches Bundesamt (Destatis)
Erhebung Jährlich
Verfügbare Zeiträume 2000-2020
Variablen Gesundheitspersonal nach Einrichtungen, Berufen, Art der Beschäftigung, Geschlecht, Alter
Daten verfügbar unter www.destatis.de/genesis (Statistik-Code 23621)

www.gbe-bund.de (Suchbegriff: Gesundheitspersonal)

 

Quelle: In Anlehnung an [1, 2].

 

Was ist mit dem Datensatz möglich?

In der Datenquelle „Gesundheitspersonalrechnung“ werden alle Personen erfasst, die im deutschen Gesundheitswesen tätig sind. Dazu zählen neben Angestellten unter anderem auch Praktikanten oder Personen im Bundesfreiwilligendienst. Nicht eingeschlossen werden beispielsweise Beschäftigte in einem Ausbildungsverhältnis oder ehrenamtlich Tätige.[2]

Über die Genesis-Online Datenbank[3] oder über die Internetseite des GBE-Bund[4] können die Daten eingesehen werden. Informationen zum Gesundheitspersonal können für unterschiedliche Zeiträume nach Einrichtungen, Berufen, Art der Beschäftigung, Geschlecht und Alter abgerufen werden. Man hat die Möglichkeit, Tabellen mit unterschiedlichen Variablen darzustellen. Die Daten können z.B. auch als Excel-Datei exportiert werden. Dadurch wird eine weitere Bearbeitung erleichtert.

 

Zur Methodik der Datenerhebung

Bei der Datenquelle handelt es sich um eine Sekundärstatistik. Das bedeutet, dass die Statistik aus ca. 30 Basisstatistiken zusammengesetzt wird (z.B. Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit). Ein Qualitätssicherungsverfahren sorgt dafür, dass Fehler in der Datensatzzusammenführung vermieden werden. Die Qualität der verwendeten Basisstatistiken ist also entscheidend für die Qualität der Ergebnisse aus der Gesundheitspersonalrechnung.[2]

Um die Anonymität des erfassten Gesundheitspersonals zu wahren, werden die Daten in aggregierter Form dargestellt (d.h. in 1.000). Daher ist eine Auswertung auf Individualdaten-Ebene nicht möglich. Personen mit mehreren Arbeitsverhältnissen in verschiedenen Einrichtungen werden mehrfach erfasst.[2]

Eine ausführliche Erläuterung zur Methodik wird vom Statistischen Bundesamt bereitgestellt[2].

 

Welche Trends lassen sich aus dem Datensatz ableiten?

Beschäftigungsverhältnisse

Im Jahr 2020 arbeiteten 47% der Beschäftigten in Vollzeit und 53% in Teilzeit bzw. als geringfügig Beschäftigte. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Beschäftigten im Gesundheitswesen gestiegen. Derzeit arbeiten mehr Beschäftigte in Teilzeit als in Vollzeit. Mehr Männer arbeiten in Vollzeit. Frauen hingegen arbeiten eher in Teilzeit (siehe Abbildung 1). Die Geschlechterverteilung unterscheidet sich zwischen den Einrichtungen jedoch teilweise erheblich[3]. In ambulanten Einrichtungen und in der stationären & teilstationären Pflege war der Personalzuwachs besonders hoch (siehe Abbildung 2).

In einer Pressemitteilung vom 23. Juni 2022 gab das Statistische Bundesamt weitere wertvolle Ergebnisse zur Entwicklung von Berufen basierend auf der Gesundheitspersonalrechnung im Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie bekannt[5] (siehe Abbildung 3). Im Bereich der medizinischen Gesundheitsberufe ist der Anteil an Beschäftigten im Pandemiejahr 2020 um 1,5% gestiegen. Bei der Betrachtung der Vollzeitäquivalenten wird deutlich, dass der Anstiegt vor allem auf Beschäftigte im Gesundheitsschutz (+4,7%), Beschäftigte in medizinischen-technischen Laboratorien (2,7%) und Pflegefachkräfte (2,7%) zurückzuführen ist. Zu dem Gesundheitsschutz zählen beispielsweise auch Beschäftigte im öffentlichen Gesundheitsdienst. Bei den Pflegefachkräften ist anzumerken, dass der Anstieg im Jahr 2020 mit 2,7% geringer ausgefallen ist als im Vorjahr 2019 (+3,7%).[5]

 

Abbildung 1: Gesundheitspersonal nach Alter und Geschlecht von 2012 bis 2020 (in Tausend)

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamtes[3].

 

Abbildung 2: Gesundheitspersonalentwicklung nach Geschlecht von 2000 bis 2020 (in Tausend)

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamtes[3].

 

Abbildung 3: Vollzeitäquivalente in medizinischen Gesundheitsberufen im Jahr 2020 – Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in Prozent

 

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamtes [3] und in Anlehnung an [5].

 

Alter

Insgesamt sind ca. 14 % aller Beschäftigten im Gesundheitswesen älter als 60 Jahre. Insbesondere fallen hier die medizinischen / zahnmedizinischen Laboratorien auf – hier beträgt der Anteil sogar 23%. (siehe Abbildung 4)

Im Vergleich sind ca. 15% aller Beschäftigten im Gesundheitswesen unter 30 Jahre. Hier fallen die Rettungsdienste ins Auge – hier sind sogar 1/3 der Personen jünger als 30 Jahre. (siehe Abbildung 5)

 

Abbildung 4: Gesundheitspersonal ab 60 Jahre nach Einrichtungen im Jahr 2020 in %

 

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamtes[3].

 

Abbildung 5: Gesundheitspersonal unter 30 Jahren nach Einrichtungen im Jahr 2020 in Prozent

Quelle: Eigene Darstellung und Berechnung basierend auf den Daten des Statistischen Bundesamtes[3].  

 

1. Gesundheitsberichtserstattung des Bundes. Datenquelle: GPR. 2022 [cited 2022 29. Juni]; Available from: https://www.gbe-bund.de/gbe/ergebnisse.prc_tab?fid=7036&suchstring=&query_id=&sprache=D&fund_typ=DQ&methode=&vt=&verwandte=1&page_ret=0&seite=1&p_sprachkz=D&p_uid=gast&p_aid=24364349&p_lfd_nr=23&hlp_nr=2&p_news=&p_janein=J.

2. Statistisches Bundesamt. Statistik: 23621 Informationen zur Statistik. 2022 [cited 2022 29. Juni]; Available from: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=statistic&levelindex=&levelid=&code=23621&option=variable&info=on#abreadcrumb.

3. Statistisches Bundesamt. Genesis-Online: Statistik 23621 – Tabellen. 2022 [cited 2022 29. Juni]; Available from: https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?sequenz=statistikTabellen&selectionname=23621#abreadcrumb.

4. Gesundheitsberichtserstattung des Bundes. Daten aus Deutschland – Datenquellen des Statistischen Bundesamtes – GPR. 2022 [cited 2022 29. Juni]; Available from: https://www.gbe-bund.de/gbe/hrecherche.prc_herkunft_rech?tk=51310&tk2=51311&p_fid=7036&p_uid=gast&p_aid=24364349&p_sprache=D&cnt_ut=1&ut=51311.

5. Statistisches Bundesamt. Pressemitteilung Nr. 262. 2022 [cited 2022 04. Juli]; Available from: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/06/PD22_262_23526.html.


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