Blick über den Tellerrand beim Themenabend des VDGH

Zahlreiche Gäste sind ins Maritim proArte gekommen.
VDGH-Vorstandsvorsitzender Ulrich Schmid begrüßt die Gäste.
Keynote-Speaker Hans-Werner Sinn beim Themenabend des VDGH
Julia Flis (mio42) beteiligt sich an der Diskussion.
Hans-Werner Sinn (l.) und Ulrich Schmid (VDGH)
Hubert Hüppe MdB (CDU) (l.) mit Hans-Werner Sinn
Henning Menke (Hamilton), Martin Walger (VDGH), Robert Haustein (Abbott) (v.l.n.r.)
Benita von Heynitz (DRV), Siegfried Gelbhaar (Deutscher Bundestag), Volker Düring (BMG) (v.l.n.r.)
Hans-Werner Sinn, Markus Müller (BioEcho Life Sciences), Torsten Kiesner (VDGH ) und Elena Michels (VCI) (v.l.n.r.)
Michael Müller (ALM) (l.) und Harald Renz (DGKL)
Karin Listringhaus (BIT Analytical Instruments) (l.) im Gespräch mit Stefanie Giesener (DiaSys)
Andreas Schmidt (Bio-Rad Laboratories) (l.) und Alexandre Schneider (bioMérieux)
Thorsten Hilbich (DiaSorin) und Harald Renz (DGKL) (r.)
Ulrich Knauf (bioMérieux), Roman Mersits, Sascha Przybilla (beide Abbott), Stefanie Kloepfl (bioMérieux) (v.l.n.r.)


Beim öffentlichen Themenabend des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH) wurde die gesundheitspolitische Szene mit einem nachdenklich stimmenden volkswirtschaftlichen Vortrag von Prof. Hans-Werner Sinn konfrontiert. Der Blick über den Tellerrand des Gesundheitswesens sorgte im Berliner Maritim proArte für anregenden Gesprächsstoff unter den zahlreichen Gästen.

Ulrich Schmid, Vorstandsvorsitzender des VDGH, eröffnete den Themenabend und berichtete, dass die Diagnostika-Branche durch die COVID-19 Pandemie aus ihrem Schatten getreten sei. Schmid veranschaulichte an mehreren Beispielen, dass der deutsche Markt für Unternehmen an Attraktivität verlieren würde. In diesem Zusammenhang nannte er den bestehenden Fachkräftemangel und die Herausforderungen mit Deutschland als Forschungsstandort. Gleichzeitig würde Deutschland auch zurückgedrängt. Diese Sorge würde nicht nur die Diagnostika-Branche beschäftigen, sondern auch andere Branchen außerhalb des Gesundheitswesens. Man müsse sich daher die Frage stellen: „Was kommt auf uns zu?“ Dafür müsse man den Horizont erweitern.

Anschließend trat Prof. Hans-Werner Sinn, ehemaliger Präsident des ifo Institutes und Direktor des Center for Economic Studies (CES), mit diesem Auftrag der Horizonterweiterung an das Rednerpult. Es folgte für die zahlreich vertretene Hörerschaft eine volkswirtschaftliche Grundsatzrede zur Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Die Summe der derzeitigen Probleme sei gewaltig, wie Pandemie, Krieg, oder Inflation. Nicht nur die wirtschaftlichen Kennzahlen würden einen Negativtrend für Deutschland aufzeigen (beispielsweise BIP pro Kopf). Auch die Industrieproduktion sei seit 2018 unabhängig von der Pandemie rückläufig. Die Industrie in Deutschland habe den Anschluss verloren, und viele würden es noch gar nicht merken. Ein Indikator dafür sei unter anderem die Abwanderung von deutschen Unternehmen. Der Nachwuchsmangel in Deutschland gekoppelt mit einem geringen Interesse an Ausbildungsberufen sollte ebenso Grund zur Sorge sein. Die Inflation und die Energiepolitik waren weitere Kernelemente der Rede, aus denen ersichtlich Fehlentwicklungen abgeleitet werden konnten und welche die Zuhörer mit einem nur geringen Hoffnungsschimmer zurückließen.

Ein Vortrag mit einem Blick über den Tellerrand des Gesundheitswesens – vor Augen geführt zu bekommen, wie es tatsächlich um den Wirtschaftsstandort Deutschland steht, war sicherlich keine angenehme Kost. „Besteht im ‚vereinten‘ Europa nicht die Chance, dass Fehler, die Deutschland macht, wieder ausgeglichen werden“, war eine der Fragen an den Redner, der mit seiner Fachexpertise Rede und Antwort stand.

Der Grundstein für ausreichend Gesprächsstoff war somit für das anschließende gemeinsame Buffet gelegt. Anscheinend ist die gesundheitspolitische Szene in der letzten Zeit verstärkt daran interessiert, die dramatischen Entwicklungen außerhalb des Gesundheitswesens mit ihren Konsequenzen natürlich auch auf die eigenen Aktionsfelder zu begreifen. So hatte in dieser Woche eine ähnlich-intendierte Rede von Bundesfinanzminister a. D. Peer Steinbrück beim parlamentarischen Abend des BPI die Hörerschaft zum Nachdenken angeregt.

 

Dr. Ines Niehaus


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