Gesellschaftsabend des Deutschen Hausärzteverbandes im Zeichen der Verabschiedung von Ulrich Weigeldt

Lässig begrüßt der Noch-Vorsitzende Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband) (2.v.r.) Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (2.v.l.); daneben BMG-Abteilungsleiter Boris Velter. (l.) Tjarko Schröder (Deutscher Hausärzteverband) (r.) ist ebenso locker.
Der scheidende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt bei seiner letzten Rede zur Eröffnung des Gesellschaftsabends.
Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband) mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (r.)
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ungewöhnlich entspannt bei seiner Jubelrede auf Hausärzte und scheidenden Verbandsvorsitzenden.
Ein zuhörender Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband); im Hintergrund Andreas Gassen (KBV)
Spricht als Bundesärztekammer-Präsident, Hausarzt und berufspolitischer Freund: Klaus Reinhardt.
Ist sichtlich amüsiert: Susanne Johna (Marburger Bund) mit Minister Lauterbach und Andreas Gassen (KBV) (v.r.n.l.)
Franz Knieps (BKK Dachverband) würdigt Weigeldts Verdienste für die HZV.
KBV-Chef Andreas Gassen (l.) und der künftige Chef des Deutschen Hausärzteverbandes Markus Beier (r.) mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek
Alte und neue Garde des Deutschen Hausärzteverbandes mit KBV-Vorstandsmitgliedern: Markus Beier (Deutscher Hausärzteverband), Andreas Gassen, Stephan Hofmeister (beide KBV) und Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband) (v.l.n.r.)
Bitte lächeln: Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband) mit Carola Reimann (AOK-Bundesverband)
Stefanie Schuster (Novonordisk), Patricia Ex (BKK Dachverband) und Maike Visarius (DKG) (v.l.n.r.)
Nie ohne Maske: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Begrüßung des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (l.)
Stephan Hofmeister (KBV) mit Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband) und Minister Karl Lauterbach
Geht es hier um die künftige GKV-Finanzierung? Carola Reimann (AOK-Bundesverband) mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek
Die Bundesdelegierten des Landesverbandes Baden-Württemberg mit den Akteuren der „Blues Brothers Show“. In der Mitte die künftige erste stellvertretende Bundesvorsitzende Nicola Buhlinger-Göpfarth.
Christine Neumann-Grutzeck (BDI) mit Ulrich Weigeldt (Deutscher Hausärzteverband)
Minister Karl Lauterbach mit Franz Knieps (BKK Dachverband) (r.).
Die „Blues Brothers Show“ geben ihr Bestes.
Die „King Kamehameha Club Band" in Aktion
Partystimmung beim Gesellschaftsabend des Deutschen Hausärzteverbandes fehlt nie.


Ein ganz Großer der Gesundheitsszene verlässt die politische Bühne – vorerst zumindest. Ulrich Weigeldt, seit 19 Jahren Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, steht am Gesellschaftsabend am 15. September im Rampenlicht. Er übergibt das Zepter an Markus Beier, der einen Tag später von der Delegiertenversammlung gewählt wird. Doch vorher wird Weigeldt bejubelt, beklatscht, gewürdigt, gelobt. Die hausärztliche Versorgung: Nie wäre sie so weit gekommen ohne den unermüdlichen Einsatz des 72-Jährigen, ist zu erfahren. Und auch die Hausärzte kommen dabei nicht zu kurz.

Das Ambiente in diesem Jahr ist modern. Den „Spreespeicher“ unweit der Oberbaumbrücke zwischen Berlin-Kreuzberg und Friedrichshain hat das Eventteam – konkret das Gremienmanagement – des Deutschen Hausärzteverbandes gewählt. Die Laudatoren wiederum sind weniger jung; Weggefährten von Weigeldt, die sich Jahrzehnte kennen und schon den einen oder anderen Coup gemeinsam gelandet haben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eröffnet den Reigen. Und die lobenden Worte über Hausärzte und den an diesem Abend sich noch im Amt befindenden Chef des Verbandes wollen gar nicht mehr aufhören. Weigeldt ist „die Stimme der Hausärzte“, mit Expertise, Übersicht und Bereitschaft für Veränderungen. Die Hausärzte seien eine lebendige, starke Macht. Um die hausarztzentrierte Versorgung werde Deutschland beneidet. Wenn eine Sache gut funktioniere, müsse sie weiterentwickelt werden. Das sei so bei der hausarztzentrierten Versorgung, malt Lauterbach ein Bild für die Zukunft.

Mit dem Blick auf den KBV-Chef Andreas Gassen meint Lauterbach, dass der jetzt stark sein müsse. Hausärzte seien die im System, die die Steuerung übernehmen würden. Die Gäste, sie klatschen und jubeln. Lauterbach wird sich sicher künftig gern daran erinnern.

Die Hausärzte seien auch die Anwälte des Fortschritts, stellt Lauterbach weiter klar. Das Klatschen will gar nicht mehr aufhören. Lauterbach verweist auf die Pandemie. Wenn ein Thema zum Impfen diskutiert werde, am kommenden Tag wissen es die Hausärzte. Nicht nur die, auch die Internisten müssten die Fragen dazu gegenüber den Patienten einordnen. „Unermüdlich, ehrlich und qualifiziert“ sei ihre Arbeit. Gebraucht werde eine stärkere evidenzbasierte Arzneimitteltherapie. In den Hausarztverträgen sei diese Therapie integriert, das werde ausgebaut, kündigt der Minister an.

Auf die folgenden Wochen und Monate sei man gut vorbereitet. Man habe einen guten Überblick über Fallzahlen, Indikatoren, Bettenbelegung etc., die für die Bewältigung der Pandemie wichtig seien. Doch da gibt es ein Problem für den Minister. Corona-Kranke würden nicht schnell genug mit dem Medikament Paxovid behandelt. In Israel signalisiere ein elektronisches System mit Unterstützung der künstlichen Intelligenz, dass ein Betroffener Paxovid bekommen müsse, berichtet Lauterbach von seiner jüngsten Reise.

In Deutschland sei dies noch nicht vorhanden. Allerdings gebe es eine „natürliche Intelligenz“, die das genauso sehen würde; die Hausärzte und eben (hausärztlich tätigen) Internisten. Paxovid müsse intensiver eingesetzt werden, so der Appell des Ministers. Verbesserungen verspricht sich Lauterbach mit dem Dispensierrecht für Paxovid für die Hausärzte. Das heißt: Auch Hausärzte könnten das verschreibungspflichtige Medikament an Patienten abgeben. Zahlen aus Israel hätten nach den Aussagen von Lauterbach gezeigt: Würde Paxovid bei den über 65-Jährigen unmittelbar nach Krankheitsausbruch eingesetzt, würden rund 65 Prozent der Krankenhauseinweisungen vermieden werden. Noch-Hausärzteverbandschef Ulrich Weigeldt wünscht Erweiterungen – hinsichtlich des Notfallmedikamenteneinsatzes.

Weigeldt solle der Politik erhalten bleiben, fordert Lauterbach dann noch. Er lasse sich als Minister auch weiterhin von Weigeldt erstmal loben und dann auch kritisieren. Dem Nachfolger wünsche er alles Gute. Einfach für Dr. Markus Beier wird es nicht, gibt Lauterbach dem Neuen noch auf den Weg: „Das sind große Schuhe, die es auszufüllen gilt.“

Klaus Reinhardt spricht als Bundesärztekammerpräsident, Hausarzt und berufspolitischer Freund. Respekt und großes politisches Geschick zollt er Weigeldt. Er habe nicht immer das getan, was man sich von ihm gewünscht, aber das, was er für erforderlich gehalten habe. Dem Hausärzteverband habe Weigeldt Selbstbewusstsein gegeben und dafür gesorgt, dass es wichtig sei, als Hausarzt auch Spaß zu haben. Hervorgehoben wird das soziale Empfinden und Engagement, das große Fachwissen, das Leben von praktikablen Lösungen, die Umsichtigkeit und der Respekt.

Fehlt was? Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbandes, der eigentlich solchen Veranstaltungen fernbleibt, legt nach. Knieps kennt Weigeldt aus alten BMG-Zeiten: damals als Knieps als Abteilungsleiter unter Ulla Schmidt agiert hat. Weigeldt sei offen, gehe auf Menschen zu, sei zutiefst menschlich geprägt; empathisch, solidarisch, verlässlich, fügt Knieps noch hinzu. Vor allem die letzte Eigenschaft sei entscheidend bei Diskussionen in der Politik. „Ohne Dich gebe es keine HZV“, sagt Knieps. Die hausärztliche Grundversorgung stimme.

Und dann lobt Knieps noch den Familienmensch Weigeldt mit seiner Frau Rosa, den Kindern und Enkelkindern. Es sei ein Privileg, solch einen Familienchef zu haben, sagt Knieps.

Der Abend – eine runde Jubelveranstaltung für Ulrich Weigeldt. Dem haben die Worte gutgetan, vor allem die vom Minister, wie er sagt. Sein Dank gilt zum Schluss, wie könnte es anders sein, der Ehefrau und der Familie. Von den Mitarbeitern des Deutschen Hausärzteverbandes bekommt Weigeldt einen teuren Kugelschreiber mit Initialen. Weigeldt wiederum gibt jedem Redner noch eine Flasche Wein mit: ein Ritual, das muss sein.

Und was natürlich fester Bestandteil des Gesellschaftsabends des Deutschen Hausärzteverbandes ist – der Tanz danach. „Blues Brothers Show“ und anschließend die Partyband „King Kamehameha Club Band“ heizen den Hausärzten und ihren Ehrengästen ein. Und man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus: So mancher Gast lässt sich bei der Musik im wahrsten Sinne des Wortes fallen, schwingt die Hüften und zeigt überraschende Tanzeinlagen. Auch Ulrich Weigeldt mischt sich unter das Partyvolk. Dieser Abend ist rundum gelungen – ein Hoch auf das Gremienmanagement für die Organisation. Den Gästen gefällt es.

 

Fina Geschonneck


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