16.03.2022
Frühlingsempfang des Deutschen Hausärzteverbandes
Findet er statt oder wird er abgesagt – der Frühlingsempfang des Deutschen Hausärzteverbandes am 16. März. Das Rätselraten ist unbegründet. Mit der 2G-Plus-Regelung in der Tasche genießen rund 150 Politiker, Verbändechefs und weitere Vertreter das erste Treffen der Gesundheitsszene in diesem Jahr im Berliner Capital Club. Auch für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist es „die erste Empfangsgelegenheit“, die er im neuen Amt überhaupt wahrnehme, wie er sagt.
Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt ist bester Laune bei seiner Eröffnungsrede. Er freue sich, dass er nicht nur zweidimensional, sondern mit „allen Sinnen“ Kontakt zu den Gästen aufnehmen, miteinander sprechen oder lachen könne: unter Einhaltung der Hygieneregeln, versteht sich. Namentlich begrüßt er zahlreiche Anwesende: Duzfreund Karl Lauterbach, den vollständig anwesenden KBV-Vorstand und auch den Chef der AOK Baden-Württemberg Johannes Bauernfeind. Die Kasse sei der älteste Vertragspartner des Hausärzteverbandes. Auch ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening wird erwähnt. Es gebe eine traditionelle Erzfeindschaft mit den Apothekern, die man pflegen wolle, plaudert Weigeldt. Man habe schon mal nachgedacht, ob es eventuell Fusionsmöglichkeiten gebe. Da sei man noch nicht zu einer Entscheidung gekommen. Bei allen Unterschieden sei es immer gelungen, die Probleme so zu lösen, dass es keine Katastrophen gebe, konstatiert der Hausärztechef.
Er plädiert während seiner Rede fürs Impfen und lobt die geleistete Arbeit der Hausärzte während der Pandemie. Doch Verbesserungen sind gewünscht. Man müssen den Menschen eine Perspektive aufzeigen, konkrete Kriterien, nach denen entschieden werde – nicht heute nach Krankenhausbelegung, morgen dann nach der auf Intensivstationen.
Weigeldt verweist auf den Ukraine-Krieg, der alle Menschen sehr beschäftige. Die Hausärzte seien gefordert, man wolle der Verantwortung gerecht werden und den Geflüchteten so weit helfen, wie es möglich sei.
Viele Aufgaben seien liegengeblieben, wie die Digitalisierung, kritisiert Weigeldt. In den Praxen sei dies „ein Trauerspiel“. Das meiste, was jetzt funktioniere, würde den Krankenkassen nützen, aber nicht zur Erleichterung der Versorgung dienen. Dafür könnten die Kassen nichts, fügt er an. Aber sie seien nun mal Gesellschafter der gematik – wie übrigens die KBV auch. Die Lacher lassen nicht lange auf sich warten, denn der Hausärzteverband ist nicht in der gematik. Und Weigeldt setzt noch eins drauf: Die Hausärzte seien nicht „die Beta-Tester für Digitalprojekte einer gematik“.
Auch die medizinischen Fachangestellten (MFA) sind Thema. Sie würden unter Wert in der öffentlichen Anerkennung laufen. Ein Bonus ist erforderlich; steuerfrei, sagt Weigeldt Richtung Lauterbach.
Der äußert sich dazu nicht und dankt erstmal dem „lieben Uli“ für die Einladung. Und Lob gibt es auch für die Hausärzte, für ihre „unfassbar, großartige Leistung“. Sie hätten eine „fantastische Arbeit“ geleistet. Dafür danke auch die „gesamte Bundesregierung“. Als Minister sei er „im Reparaturbetrieb“ sowie an der Weiterentwicklung von Projekten dran, wie HZV, DRG, DMP, ePA. Bei der Art und Weise der Digitalisierung, wie sie ausgerollt worden sei – da sei Lauterbach nicht überzeugt gewesen. Kritik an seinen Vorgänger wolle er aber nicht üben. Er sei aber fest davon überzeugt, dass bei den Anwendungen der Patient und Arzt davon profitieren müsse.
Das BMG sei mit „Volllast“ unterwegs, sagt Lauterbach mit Blick auf seine Mitarbeiter. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, zugleich müssten neue Reformen angegangen werden. Zudem gehe es um die Bewältigung der Flüchtlinge aus der Ukraine. Es werde eine massive Belastung der Praxen geben. Lauterbach sprach von „Millionen von Flüchtlingen“. Er versuche, das Asylbewerberleistungsgesetz umzustellen, dass überall die eGK zum Tragen kommen könne. Hier gebe es noch Vorbehalte. Er versuche auch zu Lösungen zu kommen, dass der Leistungskatalog der GKV gelte. Noch wenige Tage zuvor hieß es aus seinem Mund, dass dieses Problem eigentlich gelöst werde.
Zum IfSG sagt Lauterbach, dass hier die Frage sei, ob man damit arbeiten könne. Die Überlastung des Gesundheitssystems werde deutschlandweit nicht mehr erwartet, aber regional sei dies möglich, deshalb die Hotspot-Regelung. Und dann sagt er, dass er für alle „immer“ erreichbar sei. Zum Schluss gibt es noch einen Rotwein. Es sei sein Lieblingswein, freut sich der Minister: „Und für weitere Empfänge ein Brunello.“
Für die Gäste der Startschuss aufs Buffet und für geistreiche Gespräche in live, die man monatelang vermisst hat.
Fina Geschonneck
Alle Szenebeiträge ansehen