06.03.2018
Forschung auf der Bühne – der vfa macht Wissenschaft lebendig
Wenn neue Medikamente auf den Markt kommen, wissen die wenigstens, wie beschwerlich der Weg dorthin ist. Meist geht es um Geld und Ressourcen, doch über die Wissenschaftler erfährt man in der Regel wenig. Warum gehen Forscher den schweren Weg – gepflastert von Niederlagen, Rückschlägen, Überstunden, dem Ringen miteinander bis zum Durchbruch? Für den Verband der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) Anlass genug, die Akteure zu Wort kommen zu lassen und über ihren sehr persönlichen Weg berichten zu lassen: acht Forscher – acht Storys.
Research on stage – die neue Veranstaltungsreihe des vfa startete am 1. März im legendären Ost-Berliner Kino International. Gut eine Woche vorher gaben sich dort Prominente während der Berlinale ein Stelldichein. Jetzt lauschten die mehr als 500 Gäste acht Forschern. Und es war spannend, bewegend und emotional, diesen acht Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu zuhören.
„Forschung lohnt sich! Irgendwann kommt der Tag, an dem jede Erkenntnis zählt.“ Das sagt Dr. Nkacheh Atenchong von MSD – Burgwedel Biotech GmbH. Der Kameruner weiß, wovon er spricht. Er verlor einen ihm nahestehenden Menschen infolge von Ebola. Jetzt sagt er der Krankheit den Kampf an. Er studierte Mikrobiologie in Oldenburg und promovierte an der Medizinischen Hochschule Hannover über Ebola. In der weltweit ersten Produktionsstätte eines Ebola-Impfstoffs ist er für die Qualitätssicherung zuständig.
Ohne Kommunikation läuft nichts, weiß Prof. Dr. med. Steven Hildemann von Merck KGaA. Erfolgreich ist, wer mit Ärzten, Patienten und auch Behörden gut im Gespräch ist. Er setzt seit seiner Zeit als junger Kardiologe auf Zusammenarbeit und Dialog mit Zulassungsbehörden. Aufgeben gibt es bei ihm nicht. Und so steht für ihn die Markteinführung innovativer Medikamente zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten im Vordergrund.
Dr. Charlotte Christine Kopitz von Bayer findet den Weg über die Schädlingsbekämpfung zur Grundlagenforscherin für Proteasen. Das kann also aus einer Zoologin werden, hört man aus dem Publikum. Als Senior Scientist bei Bayer entwickelt sie jetzt gemeinsam mit Kollegen neuartige Krebstherapien. Als Kind wollte Dr. Kopitz übrigens professionelle Puzzlespielerin werden – augenscheinlich eine gute Voraussetzung, um eine erfolgreiche Wissenschaftlerin zu werden.
Prof. Dr. Jan van Lunzen von ViiV Healthcare ist HIV-Forscher, der es wissen will – jeden Tag. Bis 2030 ist sein Ziel, dass die Erkrankung Geschichte ist. Der HIV-Spezialist wurde als junger Arzt in Kenia erstmals mit der damals noch unbekannten Krankheit konfrontiert und wollte „nicht länger nur das Siechtum verwalten, sondern die Menschen heilen“. Nach zwanzig Jahren am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), in denen seine Arbeit von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft ausgezeichnet wurde, ist er heute Global Medical Director bei ViiV Healthcare.
Dr. Christine Mössinger von Sanofi setzt auf Keativität. Übergewicht ist ihr Thema. Braune, weiße oder beige Fettzellen stehen im Mittelpunkt ihrer wissenschaftlichen Neugier. Seit 2017 untersucht die promovierte Biologin bei Sanofi als Laborleiterin mit ihren Forschungsansätzen, wie sich der Energieumsatz auch in Zeiten von Diäten auf einem höheren Niveau festsetzen lässt. Das soll das Abnehmen erleichtern.
Dr. Gitte Neubauer, Cellzome von a GSK Company, sagt es so: „Ich werfe meinen Angelhaken in die Proteinsuppe – solange, bis ich den richtigen Fisch gefangen habe.“ Sie begeistert sich für die kleinsten Bausteine des Lebens, um Leben zu retten, am Beispiel der TBC-Erkrankung. Sie ist anerkannte Wissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Biotechnologie-Unternehmens Cellzome GmbH, das sie 2000 als Spin-Off des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg mitgründete.
Dr. Christian Ried von AbbVie Deutschland bewundert die vielseitigen Zehnkämpfer und sieht die Sportler als Vorbild in seinem Arbeitsbereich auf der Suche nach Transportsystemen mit Nanopartikeln an der Blut-Hirnschranke. Als Senior Scientist beim forschenden Pharma-Unternehmen AbbVie Deutschland arbeitet Dr. Ried an einer Lösung.
Dr. Volker Teichgräber von Roche beschäftigt sich seit seinem Studium mit dem Immunsystem und insbesondere T Zellen stehen seit der Dissertation im Fokus seiner Forschung. T Zellen sind Immunzellen, die erkrankte Zellen im Körper erkennen und gezielt abtöten können. Als Translational Medicine Leader arbeitet Dr. Teichgräber bei Roche nun daran, Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zur Immunregulation in neue Therapiekonzepte mit experimentellen Substanzen zu übersetzen und Patienten zum ersten Mal damit zu behandeln.
Geschichten, die neugierig machen auf mehr. Also auf die Seite www.research-on-stage.de/ schauen und sich inspirieren lassen: Aufgeben gilt nicht.
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