Versorgungssicherheit im ländlichen Raum

Das regionale Gesundheitszentrum als Herzstück einer zukunftsorientierten ländlichen Versorgung

Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK)

In Deutschland besteht eine flächendeckend gute Versorgung mit medizinischen Leistungen durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und durch Krankenhäuser. Allerdings wird es schwieriger, überall – also auch im ländlichen Raum – eine angemessene Versorgung zu organisieren.Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben in strukturschwachen Regionen Probleme bei der Suche nach einer Nachfolge.Auch Krankenhäusern fällt es schwer, für alle Abteilungen jederzeit das notwendige Personal vorzuhalten.Die Akteure vor Ort haben viel Kreativität entwickelt, um für potenzielle Leistungserbringer attraktive Bedingungen zu schaffen.Auch wenn durchaus einige Konzepte überzeugen konnten und die Versorgung vor Ort verbessert haben, so gibt es immer noch Regionen in Deutschland, die Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung der Versorgung vor Ort haben.Die demographische Entwicklung in der Bevölkerung und der damit verbundene Anstieg von Multimorbidität, chronischen Erkrankungen und Pflegebedarf erfordern jedoch auch dort ein umfassendes Versorgungsangebot.Die durch einen Anstieg der Verrentungen in den kommenden Jahren eher rückläufige Anzahl von Arbeitskräften wird die Probleme verschärfen.Digitalisierung: keine Lösung für jedes medizinische ProblemIn der Coronapandemie hat die Digitalisierung unter anderem mithilfe der Videosprechstunde eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie eine wertvolle Rolle in der Versorgung einnehmen kann, wenn die persönliche Behandlung gar nicht oder nur begrenzt möglich ist.Sie kann Entfernungen im ländlichen Raum überbrücken, sofern die entsprechenden Voraussetzungen wie ein adäquater Breitbandausbau geschaffen sind.Allerdings ist die Digitalisierung keine Lösung für jedes medizinische Problem.Präsenzmedizin und der persönliche Austausch mit den Patientinnen und Patienten werden weiterhin eine erhebliche Rolle spielen, gerade für die ältere Bevölkerung im ländlichen Raum.Die Versorgung vor Ort bleibt also ein Element, das sichergestellt werden muss.RGZ ist Mittel der WahlWie kann das gelingen?Sollte eine umfassende Versorgung in strukturschwachen Regionen nicht mehr gewährleistet werden können, brauchen wir neue Wege: Es gilt, einen neuen sektorenübergreifenden Versorgungsbereich zu etablieren.Mit „Regionalen Gesundheitszentren“ (RGZ) lassen sich lokale Versorgungslücken schließen.Dort werden die Akut- und Notfallversorgung sowie Leistungen der ambulanten und stationären (Grund-)Versorgung abgedeckt – optional sind auch Angebote zur Pflege denkbar.Mithilfe der Telemedizin wird diese medizinische Einrichtung an überregionale Zentren angebunden, die über vor Ort nicht vorhandene Expertise verfügen und bei Diagnose und Therapie unterstützen.Ein RGZ kommt jedoch nicht sofort als Pauschallösung von Versorgungsproblemen in Betracht, sondern sollte dort das Mittel der Wahl sein, wo bestehende Mechanismen nicht mehr wirken.Zunächst müssen die gesetzlich vorgesehenen Mechanismen greifen, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.Erst  wenn ein umfassender Teil der ambulanten Versorgung weder durch Haus- und Fachärzte noch durch ein lokales Krankenhaus erbracht werden kann, ist das RGZ als sektorenübergreifende Versorgungseinheit sinnvoll.Ob die Voraussetzungen für ein RGZ in einer Region gegeben sind, sollte einheitlich und transparent bewertet und entschieden werden: Prädestiniert für diese Aufgabe sind die sogenannten 90a-Gremien, da dort die für die regionale Versorgung relevanten Akteurinnen und Akteure versammelt sind.Basis für ihre Entscheidung sollten klar definierte Kriterien für die Versorgungssituation sein, die bundesweit einheitlich sind. https://frpiluleenligne.com/lovegra-viagra-pour-femme.htmlDie dafür erforderlichen Kompetenzen sind dem Gremium gesetzlich zu übertragen.Notfallversorgung im ländlichen Raum verbessernZu einer angemessenen ländlichen Versorgung gehört auch eine gute Notfallversorgung.Hier kann das RGZ – wo notwendig und sinnvoll – ein 24/7-Angebot sicherstellen und die Erst- und Notfallversorgung bei akut lebensbedrohlichen Erkrankungen übernehmen.Um Notfälle, die eine spezialisierte Behandlung in einem dafür geeigneten Krankenhaus brauchen, schnell dorthin zu bringen, ist die Luftrettung stärker als bisher einzubinden.Dies gilt auch für die Bereitstellung notärztlicher Kapazitäten.Auch wenn der einzelne Hubschraubereinsatz kostenintensiv ist, so ist die Vorhaltung eines breiten stationären Angebotes im ländlichen Raum im Vergleich deutlich unrentabler.Zudem bleibt die Delegation niedrigschwelliger ärztlicher Leistungen an Versorgungsassistentinnen und -assistenten ein weiterer wichtiger Bestandteil, um wohnortnahe medizinische Versorgung in strukturschwachen Regionen zu gewährleisten.Modellprojekte wie beispielsweise „Telemedizin Assistenz“ in Rheinland-Pfalz haben dies bereits bestätigt und sind heute teils gängige Praxis.Unter Beachtung der erforderlichen Qualifikationen sind solche Modelle in die Regelversorgung zu überführen.Weitere Information finden Sie im Positionspapier der TK zur ländlichen Versorgung der Zukunft.


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