23.05.2023
Sommerfest der ABDA im Deutschen Apothekerhaus
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Gabriele Regina Overwiening meint es gut mit ihren Gästen. Wer auf Einladung der ABDA ins Deutsche Apothekerhaus kommt, braucht nichts zu befürchten, ausschweifende Eröffnungsreden durchstehen zu müssen. Bei der ABDA wird es immer gleich gemütlich – frei nach dem Motto: pünktliches Erscheinen darf nicht bestraft werden.
In dieser Tradition beschränkte sich die Präsidentin auch in diesem Jahr auf eine kurze und liebenswürdige Begrüßung. Das war durchaus nicht selbstverständlich, hatte Overwiening noch am Vortrag von „schockierender Ignoranz“ gesprochen. Anlass für ihr harsches Statement war die Stellungnahme der Länder zum Generikagesetz – offiziell bekannt als ALBVVG, von Betroffenen auch liebevoll „das AlbTraumVG“ genannt. Stellungnahmen des Bundesrates sind zwar selten das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Diesmal ist der Vorgang aber interessant, denn das BMG nutzte den Anlass für eine klare Ansage. In der „Gegenäußerung der Bundesregierung“ erteilt das Ministerium der Forderung nach einer besseren Vergütung für die Apotheker eine klare Absage. Man sehe schlicht keinen Bedarf für neue Finanzierungskonzepte. Das wirkte wie eine Generalabfuhr zum Sommerfest und konnte seitens der ABDA natürlich nicht unkommentiert bleiben – per Mitteilung an die Presse.
Beim Sommerfest selbst verkniff sich die Präsidentin dann jeden gesundheitspolitischen Seitenhieb. Anders als ihre zahlreichen Gäste bei den Gesprächen an den Tischen. Da fiel aus berufenem Munde die lakonische Bemerkung: „Das BMG prüft jetzt seine eigenen Ideen“. Klingt klug und lustig. Der Blick ins Gesetz bestätig: es ist tatsächlich lustig: Im Referentenentwurf des Generikagesetzes hatte das BMG nämlich vorgeschlagen, die Apotheker vor der sogenannten Null-Retax zu verschonen, wenn bei einem Lieferengpass-bedingtem Austausch ein rein formaler Fehler passiert. Zur allgemeinen Überraschung war dieser Passus im Kabinettsentwurf dann wieder gänzlich verschwunden. Und nun, anlässlich der Stellungnahme des Bundesrates, zeigt sich das BMG – fast schon generös – bereit, die gleichlautende Forderung der Länder zu prüfen! Die eigene Idee aus dem Munde der Länder scheint offensichtlich wieder appetitlich – und muss geprüft werden. Solch hoheitlicher Wankelmut war natürlich gefundenes Fressen für den ein oder anderen Spötter in abendlicher Feierlaune. Das Gezupfte von der Rinderbrust schmeckte da besonders gut; das ausgezeichnete Grillbuffet im Garten des Apothekerhauses lieferte die kulinarische Begleitung.
Der Hintergrund ist allerdings traurige Realität: Der Apotheker organisiert mit viel Mühe einen Ersatz für ein nicht lieferbares Arzneimittel, um dann auf null gekürzt zu werden, weil bei der Dokumentation ein Formfehler passiert ist. Das heißt: Bei jedem Formfehler muss der Apotheker das Arzneimittel verschenken und erhält gar keine Vergütung. Das wirkt doch eher absurd. Absurditäten dieser Art beklagt die ABDA zwar nicht auf ihren Sommerfesten, aber sonst auf allen verfügbaren Kanälen. Overwiening kündigte daher den Gästen für den 14. Juni einen bundesweiten Protesttag an. Geplant sind u.a. Apothekenschließungen. Das ist dann wohl der ganz große Kanal ins Land. Hierfür verantwortlich zeichnet Benjamin Rohrer, der frisch gebackene Kommunikationschef der ABDA. Für den versierten Journalisten dürfte das die erste große Bewährungsprobe werden. In einem Verband der Verbände, wie der ABDA, gibt es viele hochrangige Funktionsträger aus den Mitgliedsverbänden. Und die haben meist hohe Erwartungen und sparen selten mit Kritik.
Auf hochrangige Genossen mussten die Apotheker in diesem Jahr gänzlich verzichten. Parallel beging die SPD ihr 160jähriges Jubiläum im Willy-Brandt-Haus – eine Veranstaltung außer jeder Konkurrenz. Die Stimmung bei den Apothekern war trotzdem hervorragend. Die beruhigende Erkenntnis: Notfalls geht es auch ohne die Genossen.
Sebastian Hofmann
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