01.06.2022
Gesundheit trifft Zirkus des IKK e.V. in der Bar jeder Vernunft
Was tun, wenn angekündigte Gesetzentwürfe des Bundesgesundheitsministers auf sich warten lassen? Zahlreiche Gesundheitspolitiker nutzen die Zeit an diesem Mittwochabend sinnvoll. Sie gehen zu Gesundheit trifft Zirkus des IKK e.V. Der Verein hat in die Bar jeder Vernunft geladen – und mehr als 130 Gäste aus Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitsverbänden sowie eben der Politik kommen; mit Impf- oder Testnachweis versteht sich.
Ganz bewusst habe man sich für diesen Abend entschieden, sagt Hans Peter Wollseifer, Vorstandsvorsitzender des IKK e.V. in seiner Eröffnungsrede. Dabei stehe eigentlich derzeit niemand der Sinn nach überzogener Fröhlichkeit. Angesichts der globalen Entwicklungen – sei es die abklingende Corona-Pandemie oder gar der Ukraine-Krieg – wäre dies unpassend. Aber der Rückzug in das Private helfe nicht. Recht hat er.
Gesprächsbedarf gebe es fürwahr reichlich: Finanzierung der GKV mit nachhaltiger Wirkung, Krankenhausreform oder Digitalisierungsschub. Ein modernes Datennutzungsgesetz fordert Wollseifer, das auch den Datenaustausch und die Datennutzung zwischen Versicherten und Kasse sowie zwischen sozialer Pflegeversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung ermögliche. Und bei der Gematik müsse die Selbstverwaltung mehr Mitsprache bekommen.
Und dann wären da noch ein Pandemie-Konzept, eine verbindliche Triage-Reglung oder die Cannabis-Legalisierung, auf die nicht nur der Vorstandsvorsitzende wartet. Wollseifer hat Bedenken, dass man beim Kurs von Bundesgesundheitsminister Lauterbach von Zeit zu Zeit überrascht sei vom „Sturm nach vorn“ und dem „Rudern zurück“. „Sattelfest sieht zugegeben anders aus“, formuliert er es höflich. Wollseifer, der ebenso Handwerkspräsident ist, bedankt sich auch im Namen seines Kollegen Hans-Jürgen Müller bei allen, die sich persönlich und beruflich für die ukrainischen Flüchtlinge engagieren.
In dieser schwierigen Zeit den passenden Rahmen geben, um Gemeinsamkeiten zu entdecken, wie es Wollseifer sagt – wohl auch aus diesem Grund entscheidet sich der IKK e.V. in diesem Jahr für das Duo Sonambul als Programm. Mitmachen ist angesagt, denken sowieso und überlegen, wie Roman Maria von Thurau und vor allem Vivian Zahlen auf Kreditkarten oder Banknoten sowie Substantive beginnend auf Bücherseiten erraten können.
Gedankenübertragung mit Showeffekt, Magie oder vielleicht Hokuspokus – die Meinungen des Publikums gehen auseinander. Gespannt und überrascht sind nicht nur Damen und Herren, die auf die Bühne geholt werden. Beate Behr vom GKV-Spitzenverband stellt sich Nelson Mandela vor, und siehe da: Vivian errät es. Da bleibt nicht nur ein Achselzucken, sondern vor allem viel Applaus. Seit diesem Abend weiß man nun auch, dass CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich Mercedes fährt – Vivian sieht den Autoschlüssel in seiner Hand. Das verwundert übrigens nicht: Hennrich kommt aus Baden-Württemberg, der Heimat des Autobauers. Das Duo sorgt für ausgesprochen gute Stimmung bei den Gästen, die anschließend bei gutem Wein, kühlem Bier, Softgetränken sowie hervorragend ausgewähltem Essen Zeit genug finden, ins Gespräch zu kommen.
Und die Gesundheitspolitiker? Sie amüsieren sich köstlich – obwohl sie sich derzeit aufgrund fehlender Gesetzesvorlagen aus dem BMG ein wenig langweilen, so plaudert der eine oder andere. Fragt sich, was CDU-Politiker Dietrich Monstadt den ganzen Abend in seiner Mappe trägt. Der Entwurf des Finanzstabilisierungsgesetzes ist es jedenfalls nicht – so viel ist klar. Denn an dem wird noch gearbeitet: mit Hochdruck.
Fina Geschonneck
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