Verleihung des Diotima-Ehrenpreises an Dr. Christina Tophoven

Dietrich Munz, Präsident der BPtK, bei seiner Festrede für Christina Tophoven
BPtK-Präsident Dietrich Munz übergibt Christina Tophoven den Diotima-Ehrenpreis.
„Singing Shrinks“: der weltweit einzige Chor ausschließlich aus Psychiatern, Psychotherapeuten und Neurologen
Christina Tophoven (BPtK) während ihrer Dankesrede für den Diotima-Ehrenpreis
Die Gesprächsrunde während der Festveranstaltung: Monika Lelgemann (G-BA), Iris Hauth (Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Weißensse), Martin Danner (BAG Selbsthilfe), Dietrich Munz, Christina Tophoven (beide BPtK) (v.l.n.r.)
Monika Lelgemann (G-BA) nimmt an der Diskussionsrunde teil.
Iris Hauth (Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Weißensee)
Martin Danner (BAG Selbsthilfe)
Christina Tophoven (BPtK) leitet die Diskussionsrunde.
Ehemalige Mitstreiter mit der Preisträgerin: Hermann Schürmann, Monika Konitzer, Peter Lehndorfer (alle im ersten Vorstand BPtK), Christina Tophoven (BPtK) und Manuela Vorkauf (ehemals BPtK) (v.l.nr.)


Seit 2009 wird der Diotima Ehrenpreis an wichtige Persönlichkeiten der deutschen Psychotherapeuten verliehen. Die diesjährige Preisträgerin von Diotima – die seelenkundige Lehrerin des Sokrates – kann nicht besser gewählt sein. Dr. Christina Tophoven, die die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) von einem kleinen Entchen zu einem stolzen Schwan verwandelt hat, verdient die Diotima wirklich. 19 Jahre hat Tophoven den Verband geprägt und für Anerkennung der psychisch Kranken gesorgt und vor allem für den Berufsstand gekämpft. Ende des Jahres geht sie in den Ruhestand.

Die BPtK ist bekannt für außergewöhnliche Event-Orte. So auch dieses Mal. Geladen ist in das Silent Green Kulturquartier in Berlin-Wedding; bis 2002 noch ein Krematorium und jetzt ein angesagter Veranstaltungsort.

Der Präsident der BPtK, Dr. Dietrich Munz, ist bei seiner Würdigung für die Preisträgerin sichtlich bewegt und in großer Anerkennung der Leistungen seiner Geschäftsführerin Tophoven. Am 1. November 2003 auf dem 2. Deutschen Psychotherapeutentag in Düsseldorf ist Christina Tophoven öffentlich in diesem Kontext in Erscheinung getreten. Zum 1. Januar 2004 werde die BPtK-Geschäftsstelle in der Klosterstraße 64 in Berlin ihre Arbeit aufnehmen. Und Tophoven ist die Geschäftsführerin.

Von der KBV konnte der damalige Vorstand Tophoven loseisen, wie Munz sich erinnert. Der zu dieser Zeit agierende KBV-Chef Andreas Köhler soll nicht sehr erfreut gewesen sein, dass seine Referatsleiterin für neue Versorgungsformen abgeworben worden sei. Zumal Tophoven auch seine Assistentin, Manuela Vorkauf, gleich mitgenommen habe. „Das hat sie sehr geschickt gemacht“, sagt Munz Richtung Tophoven. Und auch Manuela Vorkauf habe sich über den Wechsel gefreut. An ihrem neuen Arbeitsplatz sollte sie die Büromöbel nicht nur zur „Emotionsregulationszwecken“ genutzt haben, sondern durch einen neuen anderen Führungsstil, berichtet Munz. Die Gäste lachen herzlich. Wegen der Liebe habe sie die BPtK allerdings einige Jahre später verlassen.

 

Ideale Besetzung für Etablierung der BPtK

Tophoven ist die ideale Besetzung für Aufbau und Etablierung der BPtK. Habe sie doch die vielfältigen Erfahrungen und Kompetenzen mitgebracht, die für das Überleben und erfolgreiche Gestalten im Haifischbecken Gesundheitspolitik erforderlich seien, sagt Munz. Die Soziologin und Volkswirtin arbeitet in Bonn von 1987 bis 1989 im Bundestag zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Enquete-Kommission Strukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung.

Tagespolitische Auseinandersetzungen gehören zum Geschäft, die teilweise nicht ohne sind. Als Beispiel nennt Munz das Gesundheitsreformgesetz „ohne Weiterentwicklung, Verbesserung oder Stabilisierung“, wie es heute so schön heißt. Parteipolitiker greifen sich an, die Reform sei von einem Richtungsstreit geprägt gewesen. Munz zitiert den Gesundheitsexperten Hartmut Reiners: Es sei ein Wunder, dass der Mitarbeiterstab nicht auseinandergebrochen sei.

Nach dieser Tätigkeit arbeitet Tophoven an anderer Stelle im Bundestag, wechselt dann zum AOK-BV in die Abteilung Politik. Dann folgt die KBV. Teamplayerin, innovativ, mit großem Interesse für das neue Aufgabenfeld, vertraut mit dem parlamentarischen Betrieb und vor allem breit vernetzt in der Gesundheitspolitik – diese lobenden Worte findet Munz für seine Geschäftsführerin. Tophoven wechselt wegen der neuen Aufgabe vom Rhein nach Berlin, gelockt vom BPtK-Vorstand. Damals seien BMG und Kassenverbände noch in Bonn gewesen, die KBV in Köln.

Die BPTK sei wie gemacht für die junge Frau, ein neuer Player und Exot. Die Chance auf Gestaltung habe sie genutzt zum Wohle der Psychotherapeuten und der Menschen mit psychischen Erkrankungen und zur Förderung der psychischen Gesundheit. Leidenschaftlich und unermüdlich sei das Engagement für die BPtK. Sie sei zu einer zentralen Stimme der Profession gemacht worden dank Christina Tophoven.

 

Großer Dank seitens der Preisträgerin

Und Christina Tophoven ist sichtlich gerührt aufgrund des großen Lobes ihres Präsidenten, erzählt sie. Zu Beginn ihrer Amtszeit – 2004 bis 2008 – habe es vor allem die Kennenlernphase der BPtK gegeben. Stoisch habe sie sich bei Politik oder Gremien mit BPtK gemeldet. Doch es sei erstmal gefragt worden, wer das sei. Von 2008 bis 2018 habe man die Ernte eingefahren, wie sagt. Es wird viel erreicht:  Reform der Bedarfsplanung, Diskussion der fehlenden Psychotherapie im Krankenhaus und der Ausbildung. Seit 2018 sei man bei den Mühen der Ebenen angekommen. Operative Aufgaben seien zugekommen, wie die Umsetzung der Weiterbildungsordnung oder der Ausstellung der Heilmittelausweise. „Wir hatten immer furchtbar viel zu tun“, sagt Tophoven. Immer wieder lobt sie während ihrer Dankesrede ihre Mitarbeiter, verweist auf das gute Miteinander und den Arbeitgeber, der Erwerbstätigkeit und Familie verknüpft habe. 20 Kinder von Beschäftigten gebe es derzeit – mindestens.

Tophoven dankt auch dem Pressesprecher Kay Funke-Kaiser. Kein Blatt dürfe zwischen Geschäftsführung und Pressesprecher passen, plaudert Tophoven. Nicht immer ganz einfach, aber in diesem Fall schon: Tophoven und Funke-Kaiser sind seit 31 Jahren verheiratet. Und zum Schluss ihrer Rede wird sie sehr persönlich. Ein ganz wichtiges Ziel habe sie erreicht: Sie sei Oma von Markus, zehn Jahre alt, sagt sie stolz.

Anschließend beschert sich Tophoven ein persönliches Geschenk mit der Leitung einer Diskussionsrunde. Dr. Monika Lelgemann, Unparteiische des G-BA, berichtet hinsichtlich psychotherapeutischer Themen von Abwägungen in diesem Gremium, Ausgleichsmöglichkeiten zwischen den Interessen, die fachlich stark getrieben seien. Doch im Blick müsse man auch die begrenzten Ressourcen haben. Dr. Martin Danner, der Bundesgeschäftsführer der Selbsthilfe, berichtet aus seiner Sicht über gemeinsames Verständnis vor allem mit Blick auf die Selbsthilfe für psychisch Erkrankte. Die Stimme der Patienten zu vertreten, sei auch manchmal eine Herausforderung. Dr. Iris Hauth, Ärztliche Direktorin des St. Josef Krankenhaus Weißensee der Alexianer, erzählt, dass sie während ihrer Lobbyarbeit für die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde nicht nur einmal hört: „Ach, Frau Tophoven war schon da.“ Zudem beschreibt sie das unterschiedliche Agieren von Psychiatern und Psychotherapeuten und wünscht sich mehr sektorübergreifende Versorgung, wie auch die anderen Diskussionsteilnehmer.

 

„Singing Shrinks“ sorgen für gute Unterhaltung

 Für die musikalische Umrahmung sorgt der Chor „Singing Shrinks“ – weltweit der einzige „Seelenklempner-Chor“, wie eine Berliner Zeitung einmal schrieb. Er besteht aus Psychotherapeuten, Psychiatern, Neurologen. Das gibt es nur in Berlin. Man singe seit 20 Jahren – und an diesem Abend zeigt sich: Singen ist die beste Therapie. Viele der Gäste bewegen sich auf ihren Stühlen und summen auch leise mit.

Ein schöner Abend für die Preisträgerin. Und beim anschließenden Empfang hört man doch von dem einen oder anderen: Christina Tophoven im Ruhestand? Auf keinen Fall. Von ihr werden wir noch hören. Wir freuen uns darauf.

 

Fina Geschonneck


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