Sachsen-Anhalt kann bei Corona-Pandemie auf fest etablierte Strukturen zurückgreifen

Petra Grimm-Benne, Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt

Vor einer solchen Ausnahmesituation wie der gegenwärtigen Corona-Pandemie stand Deutschland und Sachsen-Anhalt seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht. Daher gab es auch wenig Erfahrungswissen, auf das wir zurückgreifen können. Doch unvorbereitet waren und sind wir als Gesundheitsministerium nicht. Wir konnten bei unseren Entscheidungen auf Expertinnen und Experten und fest etablierte Strukturen im Land zurückgreifen. Zudem hatten wir vor rund zwei Jahren damit begonnen, Kliniken im Land zu befähigen, eigene Alarmplanungen aufzustellen. Noch vor der ersten bestätigten Infektion mit dem neuartigen SARS-CoV-2-Erreger am 10. März 2020 übernahm der Pandemie-Einsatzstab das Ruder.

Rund 35 Beschäftigte des Ministeriums arbeiteten, unterstützt von externen Sachverständigen, an sieben Tagen in der Woche im Zweischichtsystem. Ein Aufwuchs der Aufgaben, enormer Abstimmungsbedarf und hoher Handlungsdruck, tägliche Abstimmungen, regelmäßige Telefon- bzw. Videoschaltkonferenzen mit Kommunen, Krankenhäusern, Einrichtungen und Organisationen des Gesundheitswesens im Land und auf Bundesebene sind mittlerweile zum gelebten Handeln geworden. Und sie werden es vorerst auch bleiben.

 

Klare Strategie gegen die Pandemie

Sachsen-Anhalt gehört zu den Bundesländern mit den niedrigsten Infektionszahlen, die Daten deuten aktuell weiterhin auf ein eingedämmtes Infektionsgeschehen hin. Unsere Anstrengungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben wir schnell in unserer Sachsen-Anhalt-Strategie festgelegt. Dabei geht es um eine schnelle und effektive Identifizierung von Infektionsfällen und Kontaktpersonen, eine umfassende Information der Bevölkerung zur Sensibilisierung der Lage sowie um die Festlegung epidemiologischer Warnsignale und Schwellenwerte für Eindämmungsmaßnahmen. Zudem werden seit mehr als 15 Jahren zusammen mit freiwillig teilnehmenden Kinderarztpraxen Proben von Kindern mit akuten Atemwegsinfektionen auf Influenza und andere virale Erreger untersucht. Das Spektrum wurde auf SARS-CoV-2 erweitert und Untersuchungen deutlich ausgeweitet.

 

Gut aufgestellte Kliniken

Die Anstrengungen der zur stationären Behandlung von Covid-19-Patienten geeigneten Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt waren gleich zu Anfang der Pandemie darauf ausgerichtet, bestmöglich auf die Behandlung ihrer Patienten vorbereitet zu sein. Die Kapazität der Intensiv- und Beatmungsplätze wurde aufgestockt. Es galt, eine Überlastung der Versorgungsstrukturen zu verhindern. Das erfordert zusätzliche finanzielle Mittel. Wir haben als Landesregierung die pauschalen Fördermittel des Landes für Krankenhausinvestitionen für das laufende Jahr bereits im April ausgezahlt. Das hat den Kliniken geholfen, Liquidität sicherzustellen, um sich auf eine steigende Zahl von Corona-Patienten vorzubereiten. Zusätzlich zur Covid-19-Finanzierung des Bundes hat Sachsen-Anhalt die Schaffung von Intensivbetten bzw. Beatmungsgeräten mit rund 13,8 Millionen Euro im Land gefördert.

 

Transparenter Informationsfluss

Die Pandemie hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig es ist, die Bevölkerung fortlaufend zu informieren und für Einzelfragen ansprechbar zu sein, sei es über Medienberichte, Infotelefone, die eigene Internetpräsenz oder Social-Media-Kanäle. Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Verbänden haben uns gezeigt, dass eine transparente Kommunikation in der Krise das Vertrauen in Regierungshandeln stärkt und auch dabei hilft, aufkommende Fake News einzudämmen. Verstärkte Kommunikationsmaßnahmen setzen aber natürlich auch personelle Ressourcen voraus.

 

Attraktive Pflege

In Sachsen-Anhalt hilft uns zudem, dass wir frühzeitig das Schulgeld für angehende Pflegerinnen und Pfleger abgeschafft und attraktive Ausbildungsbedingungen haben. Wir haben viele hochmotivierte und engagierte angehende Pflegerinnen und Pfleger, von denen die zweiten und dritten Ausbildungsjahrgänge die Kliniken im praktischen Einsatz unterstützen. Daneben zeigt sich, wie wichtig der gemeinsame Einsatz ist, die verantwortungsvolle Arbeit des Pflegeberufs attraktiver zu machen und für bessere Arbeitsbedingungen und Anerkennung zu sorgen.

 

Schlussfolgerungen für die Zukunft

Das Coronavirus und die Eindämmungsmaßnahmen bedeuten eine enorme Belastung nicht nur für Wirtschaft und Gesundheitswesen, sondern auch für unser Zusammenleben als Gesellschaft. Uns ist bewusst, dass die derzeitige Situation den Menschen in Sachsen-Anhalt viele Entbehrungen und Einschränkungen abverlangt. Deshalb wissen wir es sehr zu schätzen, dass sich die Bevölkerung weitestgehend an die notwendigen Vorgaben hält und mit ihrem verantwortungsvollen Verhalten maßgeblich dazu beiträgt, die Infektionszahlen im Land niedrig zu halten und eine ungehemmte Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Für die medizinischen Auswirkungen des Virus gibt es kein Drehbuch. Wir verstehen uns als selbstlernendes System in der Krise, das nach festgelegten Kriterien schnell, flexibel und lösungsorientiert auf die Herausforderungen reagieren muss. Natürlich gibt es an einigen Stellen auch Optimierungspotential. Daher werden wir in nächster Zeit unseren Umgang mit der Pandemie evaluieren. Eines steht bereits jetzt fest: Der Öffentliche Gesundheitsdienst in den Landkreisen und kreisfreien Städten muss in Zukunft personell und materiell gestärkt werden.


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