26.06.2025
Parlamentarisches Sommerfest des Marburger Bundes: Regierung noch in der Verliebtheitsphase
















„Die Sonne scheint noch – wir sind auch noch in der Verliebtheitsphase!“ Mit dieser launigen Bemerkung brachte Staatssekretär Tino Sorge beim parlamentarischen Sommerfest des Marburger Bundes die Stimmung in der Koalition auf den Punkt und sorgte für Erheiterung. Ein Satz wie gemacht für einen lauen Abend, Small Talk und Essen auf der Terrasse – fast, als sei man wieder im alten Operncafé an der Berliner Staatsoper.
Dort trafen sich früher Verliebte bei Torte und Tanz. Heute ist von dieser Welt nicht mehr viel übrig: Die denkmalgeschützte Fassade blieb, doch im Inneren ist von Plüsch und Gemütlichkeit nichts mehr zu sehen. Wo einst Kaffeeplausch war, dominiert nun das Moderne – das PalaisPopulaire, eine neue Bühne auch für gesundheitspolitische Zwischentöne.
Ob Tino Sorge dem Operncafé früher einmal einen Besuch abstattete? Möglich wäre es – heute aber treiben ihn ganz andere Themen um, allen voran die Krankenhausreform. Ein grundsätzlich richtiges Vorhaben, das nun an einigen knirschenden Stellen nachjustiert werden müsse, so der CDU-Politiker. Mit der neuen Regierungsverantwortung wolle man „wirklich alles besser machen“, betonte Sorge. Das brauche allerdings Zeit. Der dialogorientierte Politikstil im Bundesgesundheitsministerium solle dabei helfen.
Doch schon jetzt sei klar: Nicht alle Wünsche würden angesichts der angespannten Haushaltslage erfüllt werden können. Die Krankenhäuser sollten deshalb auf pragmatischem Weg finanziell unterstützt werden. Für die kommende Woche sei ein Gespräch mit den Bundesländern geplant. Sorge hofft, dass das Wetter in der Koalition so bleibt: sonnig und entspannt – auch wenn sich draußen an diesem Abend bereits erste dunkle Wolken zeigten. Das angekündigte Unwetter gab nur ein kurzes Stelldichein, doch als Symbol für die politischen Herausforderungen passte es durchaus zur Szenerie.
Auch Susanne Johna, Bundesvorsitzende des Marburger Bundes, griff diesen Gedanken auf. Die aktuelle Regierung habe keine leichte Zeit. Es gelte, Vertrauen in die Demokratie zu stärken und zentrale Weichen für das Land zu stellen. In ihrer Begrüßung überraschte Johna mit dem Thema „Resilienz“. Sich auf den Verteidigungsfall vorzubereiten sei richtig – in der Hoffnung, die getroffenen Maßnahmen nie anwenden zu müssen. Zur Resilienz gehöre aber ebenso die Arzneimittelsicherheit. Die zunehmende Monopolisierung auf dem Arzneimittelmarkt und die Gefahr von Machtmissbrauch würden derzeit besorgniserregende Ausmaße annehmen. Neben nationalen Faktoren wie der Kommunalen Abwasserrichtlinie (KARL) verwies sie auf internationale Entwicklungen – etwa auf Pläne des US-Präsidenten Trump zur drastischen Senkung der Medikamentenpreise.
Gerade deshalb sei eine europäische Zusammenarbeit in Fragen der Arzneimittelpreise und Versorgungssicherheit unerlässlich. Man habe sich lange darauf verlassen, dass in Deutschland alle Medikamente verfügbar seien. Diese Sicherheit müsse neu gedacht werden – strukturell, politisch und auch persönlich. Denn zur Resilienz gehöre auch seelische Widerstandskraft. Die, so Johna, werde durch nichts so sehr gestärkt wie durch positive soziale Kontakte.
Dieser Empfehlung folgten die Gäste gern. Das ehemalige Operncafé, heute das PalaisPopulaire, überzeugte als neu entdeckter Treffpunkt der gesundheitspolitischen Szene. Mit einem angenehmen Sommerklima, schmackhaften Köstlichkeiten und Kaltgetränken lassen die Gäste den Abend bei anregenden Gesprächen ausklingen.
Dr. Ines Niehaus
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