08.10.2025
Herbstfest des PKV-Verbandes mit Alfons
Übers Wetter zu reden, gilt als unverfänglich. Insofern begrüßt Thomas Brahm, Vorsitzender des Vorstands des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV), die Gäste beim Herbstfest im Berliner Museum „Hamburger Bahnhof“ mit einem neutralen Einstieg: Dieses Jahr treffe man sich wirklich im Herbst, sonst zumindest kalendarisch meist noch im Sommer, weil das PKV-Fest in der Regel bereits Anfang September stattfinde. Dann ist aber auch schon Schluss mit unverfänglich. Die Jahreszeit sei gerade „in aller Munde als Herbst der Reformen“, ergänzt Brahm: „Wir sind aber noch im Herbst der Kommissionen.“
Der jetzigen Regierung habe die Vorgängerregierung einen „Berg von Problemen“ hinterlassen. Aus Sicht der PKV sei es zu begrüßen, wenn sich die zehnköpfige FinanzKommission Gesundheit nun „gründlich und sachlich“ mit ihren Themen auseinandersetze. Es sei zu hoffen, dass ihr „mehr einfällt als das Aufpolstern der GVK-Finanzen mit Steuergeldern und Beitragssatzerhöhungen“. Schon mit Blick auf die Nachteile für den Standort Deutschland durch steigende Lohnnebenkosten.
Dass die GKV derzeit „am Tisch des Schätzerkreises auf Krümel lauern muss, ist problematisch und sorgt für Verunsicherung“. Finanzverhältnisse wie bei den gesetzlichen Krankenkassen „würde uns die BaFin nicht durchgehen lassen“, ergänzt Brahm. In diesen Zeiten erweise sich die PKV als Stabilitätsfaktor: Ihre Versicherten sorgten selbst fürs Alter vor und belasteten damit nicht die junge Generation. Er hoffe, schickt er hinterher, dass die Kommission das auch so sehe.
Zum Herbstfest der PKV wird traditionell ein Kabarettist eingeladen. In diesem Jahr ist es, mittlerweile zum zweiten Mal, der gebürtige Pariser Emmanuel Peterfalvi alias Alfons, der das deutsch-französische Verhältnis auf die Schippe nimmt und Komplimente an seine Wahlheimat Deutschland verteilt. Viele machten sich Sorgen, weil Frankreich gerade nicht regierungsfähig sei, bloß: „Das waren wir nie.“ In Deutschland sei in der Politik zu Recht Kompromissbereitschaft wichtig, aber in Frankreich heiße es: „Kompromiss? Was ist das?“
Alfons erinnert sich daran, dass ihn vor 35 Jahren die Suche nach einer Alternative zum französischen Wehrdienst nach Deutschland trieb. Statt zwölf Monate Soldat zu sein, verbrachte er 16 Monate als Praktikant in Deutschland, bei einer Tochter des Senders Canal plus. Gleich zu Anfang habe man ihn dort auf die Bedeutung der Unterlagen auf seinem Schreibtisch hingewiesen: „Das waren Informationen zu privaten Krankenzusatzversicherungen.“ Alfons sorgte sich vermutlich auch weniger um Lohnnebenkosten und Arbeitsmoral in Deutschland als andere. Denn, anders als in Frankreich, hat er beobachtet: „Der Deutsche macht einen Warnstreik. Denn er hat keine Zeit, er möchte gern arbeiten.“
Vermutlich für die größte Aufmerksamkeit sorgt jedoch Barbara Geiger. Sie hat im Oktober die Leitung der zentralen Abteilung 2 (Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung) im BMG übernommen und dafür ihr Amt als Richterin am Bundessozialgericht aufgegeben. Den Kontakt zu ihr suchen an diesem Abend viele. Gelegenheit dazu ist. Denn Geiger bleibt bis zum späten Abend. Wer weiß, wieviel Zeit sie in einer Legislaturperiode der überfälligen Reformen bald noch für Feste und den persönlichen Austausch dort haben wird.
Sabine Rieser
Alle Szenebeiträge ansehen
