Herbstempfang der DKG

Festlich ist das Tipi am Kanzleramt
Ingo Morell (DKG)
Üben schon mal für die Ampel? Edgar Franke MdB (SPD) und Christine Aschenberg-Dugnus MdB (FDP)
Haben oft verhandelt: Georg Baum (ehemals DKG), Wulf-Dietrich Leber (GKV-SV) (r.)
Gerald Gaß (DKG)
Sabine Skwara (GSK) mit Markus Leyck Dieken (gematik)
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
Verstehen sich offenbar sehr gut: Stefanie Stoff-Ahnis (GKV-SV), Stephan Hofmeister (KBV)
Georg Baum (ehemalig DKG)
Gut gelaunt: Lutz Stroppe (ehemalig BMG), Edgar Franke MdB (SPD), Karin Maag (G-BA), Klaus Reinhardt (BÄK) (v.l.n.r.)
Gerald Gaß (DKG), das Ehepaar Baum, Ingo Morell (DKG) (v.l.n.r.)
Ingo Morell (DKG), Christine Aschenburg-Dugnus MdB (FDP), Minister Jens Spahn, Georg Baum (ehemalig DKG) (v.l.n.r.)
Ulrike Elsner (vdek) (l.) und Johanna Sell (BMG)
Walter Gonnermann und seine Frau Uta (früher Meurer) (ehemalig f&w) sowie das Ehepaar Georg und Claudia Baum (v.l.n.r.)
Sebastian Baumann (Systemische Gesellschaft), Jürgen Hohnl (IKK e.V.), Stefanie Schuster (Lilly). Michael Mörsch (DKG), Sandra Schulz (BÄK) (v.l.n.r.)
Stephan Hofmeister (KBV) (l.), Lars-F. Lindemann MdB (FDP)
Verstehen sich immer noch bestens: Georg Baum und Rudolf Kösters (r.) (beide ehemalig DKG)
Drei Frauen mit dem Jubilar: Georg Baum (ehemalig DKG), Sabine Schaub (DKG), Claudia Baum, Ursula Nonnemacher (Gesundheitsministerin, Brandenburg) (v.l.n.r.)
Ein Blick in das Tipi am Kanzleramt


Gewöhnlich lädt die DKG im Frühjahr zu ihrem Empfang ins Berliner Hyatt ein. Abgesehen davon, dass während der Corona-Pandemie auch dieses Fest abgesagt wird, lässt sich die DKG in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen. Der Ort des Events ist das Tipi am Kanzleramt – aus gutem Anlass. Der bis März amtierende Hauptgeschäftsführer Georg Baum steht im Mittelpunkt zur gebührenden Verabschiedung.

 

Zahlreiche Wegbegleiter sind gekommen, um gemeinsam mit Baum zu feiern: Johann-Magnus von Stackelberg, ehemaliger Vizevorstand des GKV-SV, der frühere Präsident der DKG, Rudolf Kösters, oder auch Ulrich Orlowski, bis 2019 einflussreicher Abteilungsleiter „Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung“ des BMG, sowie der im gleichen Jahr ausgeschiedene BMG-Staatssekretär Lutz Stroppe. Um nur einige wenige zu nennen.

Für den DKG-Präsidenten Ingo Morell ist das Tipi denn auch „eine würdige Bühne“, den Abschied von Georg Baum zu feiern. Als eigentlichen Etikettenschwindel bezeichnet Morell deshalb auch gleich den Titel der Veranstaltung „DKG-Herbstempfang“.

Nach 15 Jahren gehe die Ära Baum nun zu Ende. Wie kaum ein anderer könne er sich in schwierige Themen vertiefen, lobt Morell. Wer könne im Schlaf schon den Fixkostendegressionsabschlag erklären – und viele im Saal lachen herzlich. Leidenschaft und Hartnäckigkeit habe Baum ausgezeichnet. Morell habe vor allem „Letzteres sehr genossen“, wie er sagt. Baum habe so lange diskutiert, bis er das erreicht habe, was er wolle. Mit Blick auf die DKG meint Morell: „Am Schluss hat er ein schönes, gutes Familienbild hinbekommen.“

Auch Gerald Gaß, der Nachfolger – nicht Hauptgeschäftsführer, sondern Vorstandsvorsitzender –, dankt Baum für sein Engagement. Er sei ein wertvoller Ratgeber gewesen. Die berufliche Zukunft von Gaß sei von Baum maßgeblich beeinflusst. Während der Corona-Pandemie habe er „das Schiff der DKG sicher durch schwere See gesteuert“.

Mit wohlwollenden Worten spart Gaß auch nicht mit Blick auf Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Richtige, politische Entscheidungen seien unter seiner Leitung getroffen worden, so SPD-Mann Gaß. Die Fähigkeiten für ein faires Miteinander habe man unter Beweis gestellt.

In der neuen Legislatur würden „wegweisende Entscheidungen“ erwartet. Die Spirale aus Regulierung, Bürokratie und Kontrolle müsste beendet werden – kluge Anreize seien erforderlich. Ein Kurswechsel in der Krankenhauspolitik sei ein wichtiger Beitrag für die Behandlung der Patienten; allerdings kein kalter Strukturwandel. Gaß bittet Bund und Länder: „Nehmen Sie sich die Zeit, wie die Krankenhausversorgung künftig vonstattengehen soll.“

Dann tritt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ans Podium. Drei Wochen sei er noch voll im Amt, betont er, um dann auf Baum zu kommen, der ein „Glücksfall für die DKG“ gewesen sei. Er kenne Baum seit nunmehr 19 Jahren als Fachmann und Kollege im BMG und danke für die Zusammenarbeit. Besonders hervorgehoben seien seine Verdienste um die Einführung des DRG-Systems; damals noch als Unterabteilungsleiter im BMG. In diesem Moment schlägt das Carillon – ein von Hand spielbares Glockenspiel direkt neben dem Tipi gelegen. Für Spahn ein „Gruß aus dem Ministerium“ für den heutigen Ruheständler.

Spahn lässt natürlich seine Erfolge rund um die Corona-Pandemie nicht aus. Das Gesundheitswesen habe seine Stärke in dieser Zeit bewiesen. In allen Regionen hätten die Krankenhäuser zusammengearbeitet, „wie nie zuvor“. 80 Prozent der Deutschen seien mittlerweile geimpft. Spahn spricht sich gegen eine verpflichtende Impfung aus. Spannung in vielen Fragen habe er erlebt. Beim Maskentragen würden die einen auch sagen, das sei Körperverletzung. Man müsse aufpassen, dass aus der Spannung keine Spaltung werde. Spahn verteidigt zudem das Fallpauschalensystem. Was solle denn sonst greifen? Da komme nichts, sagt er. Die Zahlung nach Tagen sei „kein gutes Konzept“. Die Krankenhausreform hätte er gern in Angriff genommen. Dann sei jedoch Corona gekommen.

Das eigentliche große Thema sei nun, wie man eine bedarfsgerechte Struktur ambulant und stationär schaffe. Spahn wünscht zum Schluss einen schönen Abend und „eine gute Regierung“. Schauen wir mal, meint ein Gast.

Für Georg Baum seien die vergangenen fast 40 Berufsjahre „fast ein Wimpernschlag eines Lebens“ gewesen. Er sei kein Rentner, sondern Freimann, formuliert er. Diesen Begriff habe seine Frau gewählt.

Baum habe nach eigenem Bekunden immer Recht gehabt, dass das Gesundheitssystem „ein gutes“ sei. Als er berichtet, dass auch vor 30 Jahren alles funktioniert habe – ohne MDK, G-BA oder IQWIG, ohne gesetzliche Vorschriften zur Bewertung neuer Leistungen – hört man das eine oder andere laute Lachen.

Baum wünsche sich denn auch eine Zäsur mit Blick auf die Überregulierung; die medizinische Versorgung würde nicht darunter leiden. Lieber Überkapazitäten als Warteschlangen sagt er außerdem unumwunden. Dass dies nicht auf Gegenliebe bei GKV und PKV stoße: geschenkt. Die Einführung des DRG-Systems nennt er eine „großartige Gemeinschaftsleistung.“ Und dann bedankt sich Baum bei seiner langjährigen Assistentin Sabine Schaub – sehr emotional und mit brüchiger Stimme.

So Freimann ist Baum übrigens nicht, er ist jetzt Aufsichtsratsvorsitzender der DRK-Kliniken Berlin. Und daneben spielt er leidenschaftlich Golf – vorzugweise in Malaga, wo er nach Aussage von Gaß ein Anwesen mit unter anderem grandioser Dachterrasse hat.

Nach vielen Reden ist reichlich Gesprächsstoff für die kommenden Stunden. Das Essen vorzüglich, der Anblick der Gäste für viele ein Genuss. Grund: Es gilt die 2G-Regelung; nur für Geimpfte und Genesene, da ist die Maske endlich mal Nebensache.

 

Fina Geschonneck


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