23.04.2024
Frühjahrsfest von KZBV und BZÄK
Zum zweiten Mal veranstalten Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und Bundeszahnärztekammer (BZÄK) ihr Frühjahrsfest in der Landesvertretung Baden-Württemberg. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Dittmar, hört Befürchtungen der Zahnärzte mit Blick auf präventionsorientierte Parodontitistherapie, teilt sie aber nicht. Und BZÄK-Präsident Christoph Benz nennt die neue Deutsche Mundgesundheitsstudie „Wow“, will jedoch mehr nicht darüber sagen.
Zahnärzte sind die entscheidende Säule des Gesundheitssystems. Stephan Ertner, Dienststellenleiter der Landesvertretung Baden-Württemberg, begrüßt den Abend und findet sogleich lobende Worte für den Gastgeber. Die investorengeführten MVZ (iMVZ) sind den Politikern seines Bundeslandes ein Dorn im Auge, sagt er. 2023 habe Bade-Württemberg eine Entschließung im Bundesrat auf den Weg gebracht. Forderung: Die Bundesregierung müsse die iMVZ stärker regulieren. Bisher ist allerdings noch nichts passiert. Baden-Württemberg bleibt am Ball, so hört man.
Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der KZBV, hat an diesem Abend allen Grund zum Feiern – seit gut einem Jahr ist er Vorstandsvorsitzender. Der Anspruch der KZBV „Gesundheit gestalten“ sei auch sein persönliches Credo. Die Beispiele sind zahlreich: Prävention stärken mit Verbesserung der Mundgesundheit, effektivere Versorgung von vulnerablen Gruppen, mehr Digitalisierung.
Kritisch sieht Hendges die Kostendämpfung – unzufrieden und tief enttäuscht seien die Zahnärzte. Größtes Ärgernis seien die gravierenden Folgen der strikten Budgetierung für die Patientenversorgung, besonders im Bereich der Parodontitistherapie. Handeln ist angesagt, die letzte Chance biete das GSVG, die Parodontisversorgung aus der Budgetierung herauszunehmen. Nur so könnten „die schlimmsten Folgen“ für die Patientenversorgung abgefedert werden.
„Ich höre die Befürchtungen sehr wohl, aber ich teile sie nicht“, kontert BMG-Staatssekretärin Sabine Dittmar. Die Abrechnungsergebnisse der Kassen hätten gezeigt, dass die Parodontitisversorgung einen massiven Aufschwung erlebt hätten. 2015 bis 2021 seien die jährlichen Ausgaben in dieser Behandlung „in ganz kleinen Tippelschritten“ von 441 Millionen Euro auf 595 Millionen Euro gestiegen. 2022 hätten sich die Ausgaben auf 1,25 Milliarden Euro verdoppelt. Diese Dynamik habe sich fortgesetzt 2023 haben die Kassen nach Aussage von Dittmar rund 1,5 Milliarden Euro für die Parodontitisbehandlung ausgegeben. Das seien nochmal 25 Prozent mehr als 2022.
Zur anstehenden Anhörung zum GSVG wirft Dittmar ein, dass sie die Stellungnahmen der Verbände „natürlich sehr sorgfältig“ prüfen werde. Viele Gäste lächeln.
Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, sagt hinsichtlich der anstehenden Europa-Wahl: Ein starkes, unabhängiges, ein selbstdenkendes und verteidigungsbereites Europa werde gebraucht. „Gehen Sie zur Wahl“, so sein Appell.
Mit Blick auf das EU-Verbot von Amalgan von 2025 an betont Benz, dass damit ein wertvolles Material völlig sinnfrei abgeschafft worden sei. Man habe sich jedoch darauf vorbereitet. Benz verweist auf zum Schluss auf eine neue Deutsche Mundgesundheitsstudie. Bisher habe sie es lediglich in Phase 5 gegeben. Jetzt würde Phase 6 vorliegen. Benz sagt zu der Studie „Wow“. Wann sie veröffentlicht wird, sagt er allerdings nicht.
Das kulinarische Highlight des Frühjahrsfestes von KZBV und BZÄK ist unbestreitbar und sehnsüchtig von den Gästen erwartet wie in jedem Jahr der Spargel, der – sowohl weiß als auch grün – gereicht wird. Die Atmosphäre ist fröhlich und locker, und dennoch findet sich genügend Raum für ernsthafte politische Gespräche: ein gelungenes Fest zur Begrüßung des Frühlings.
Fina Geschonneck
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