Ein parlamentarischer Abend des BKK Dachverbandes für Franz Knieps

BKK DV-Vorständin Anne-Kathrin Klemm führt empathisch und resolut durch den Abend.
Zwei, die sich mögen: Christoph Straub (BARMER) und Franz Knieps.
Seine ambulante Betreuung ist gesichert, versprechen Markus Beier und Nicola Buhlinger-Göpfarth (beide Hausärztinnen- und Hausärzteverband).
Ludger Hamers, Aufsichtsratsvorsitzender des BKK DV, lobt seinen Vorstandsvorsitzenden Franz Knieps rundum.
Ein schönes Wiedersehen von Ulla Schmidt, Ministerin a. D., mit Franz Knieps
Eine gut gelaunte Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt plaudert über alte Geschichten.
Herzliche Umarmung von Ex-BMG-Ministerin Ulla Schmidt und Franz Knieps (BKK DV) unter großem Beifall
Bundesministerin Bärbel Bas fühlt sich mit Franz Knieps freundschaftlich verbunden.
Mit viel Gestik berichtet Gastgeber und Jubilar Franz Knieps über seine Berufsjahre.
Ist in der Szene aufgrund ihres Wissens sehr bekannt: Elisabeth Fix (Caritas) (l.) mit Anne-Kathrin Klemm (BKK DV)
Ein Blick auf die Gäste in den Bolle-Festsälen
Ulrike Elsner (vdek) im Gespräch mit BMG-Staatssekretär Georg Kippels (CDU) und Christos Pantazis MdB (SPD) (v.l.n.r.)
Tuscheln wie in alten Zeiten: Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt mit ihrem Ex-Abteilungsleiter.
An diesem Abend ist sie nach Hause gekommen, wie Bärbel Bas sagt.
Noch im BAS ist Frank Plate.
Mal sehen, wer sich alles wie ins Gästebuch eingetragen hat: Lothar Krimmel, Ferdinand Gerlach (Uni Frankfurt), Sabine Richard (AOK-BV), Joachim Szecsenyi (aQua-Institut) (v.l.n.r.).
Bei diesem Gespräch geht es zur Sache mit Christopher Hermann, Hartmut Reiners und Sylvia Bühler (verdi) (v.l.n.r.)
Ein Herz von Johann v. Stackelberg (M.) mit Franz Knieps (BKK DV) und Barbara Lubisch (DPtV)
Nach den Reden überreicht Stefan Lummer (BKK DV) dem Jubilar Franz Knieps eine Extra-Ausgabe „Die Betriebskrankenkassen“.
Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK DV, geht in den Ruhestand und wird beim parlamentarischen Abend des BKK DV gefeiert an der Seite von Ex-Ministerin Ulla Schmidt.
Ein Lächeln von Jens Baas (TK)
Johanna Sell (BMG) mit Lutz Stroppe (FGS Global)
Darf nicht fehlen: Susanne Wagenmann (GKV-SV)
Ein Blick auf die Gastgeber Franz Knieps und Anne-Kathrin Klemm (r.) (beide BKK DV)
Die JazzLadies sorgen für gute Unterhaltung.
Abendhimmel von der Dachterrasse der Bolle-Festsäle in Berlin-Moabit


„Franz Knieps: Ein ganz, ganz Großer verlässt die gesundheitspolitische Bühne.“ Anne-Kathrin Klemm hätte es nicht besser formulieren können. Ab dem 1. Juli ist sie Alleinvorständin des BKK Dachverbandes. Der bereitet seinem Noch-Chef einen gebührenden Abschied in den Bolle-Festsälen in Berlin-Moabit mit einem parlamentarischen Abend.

Mehr als 500 Gäste sind gekommen – Weggefährten, Freunde, Familie, Widersacher. Sie haben den Weg des 68-Jährigen in seinen 43 Berufsjahren geprägt. Sie sahen Franz Knieps aufsteigen, über sich hinauswachsen, ein wenig fallen und sich wieder berappeln. Und sie haben ihn aufgefangen, ihn erneut ins Rampenlicht gerückt.

Seit zwölf Jahren führt Knieps den BKK Dachverband. Ludger Hamers, Aufsichtsratsvorsitzender, erinnert sich, dass es die komplette Bandbreite an Reaktionen gab nach der Entscheidung für Knieps als Vorstand. Von freudiger Zustimmung bis hin zu „Seid ihr jetzt vollends verrückt geworden“ sei alles vorhanden gewesen.

Die Wunden saßen damals im Kassenlager noch tief: Im Rahmen des GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetzes von 2007 initiierte Franz Knieps, damals Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium unter Ulla Schmidt, die Gründung des GKV-Spitzenverbandes ein Jahr später. Die bisherigen Kassenverbände wehrten sich erbittert gegen die Zwangszentralisierung.

In seiner Rede blickt Knieps mit Ironie auf jene Zeit zurück: „Kleine Sünden muss man auf Erden haben – auch mit einem GKV-Spitzenverband.“ Die damaligen Spitzenverbände der Krankenkassen hatten sich im Nachbargebäude des BMG versammelt und eine kleine Protestaktion organisiert. Gesundheitsministerin Ulla Schmidt habe ihm damals aufgetragen: „Geh dahin und lies denen die Leviten.“ Als Zeichen des Protests wurde sogar ein Leichenwagen eingeblendet – mit dem Schriftzug: Bestattungshaus Knieps. „Ich hätte euch so viel Erkenntnis nicht zugetraut“, habe er damals gekontert, so erzählt er. In dem Wagen würden schließlich nur Tote befördert: „Ihr wollt zum Friedhof gefahren werden. Den Gefallen tun wir euch.“ Heute meint Knieps selbstkritisch: Den Überlebenswillen der Verbände habe er unterschätzt. Und fügt hinzu: „Aber es war auch ein Sauhaufen zu dieser Zeit – diese Spitzenverbände.“

Die Kassenverbände schauen mittlerweile darüber hinweg. Einige seiner Kritiker sind dabei auch in den Ruhestand gegangen, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Hamers. Aber Knieps konnte mittlerweile punkten. Er habe mit viel Geduld, Weitsicht und Geschick eine Organisation geschaffen, die nicht nur im politischen Berlin, sondern auch im Kreise der Betriebskrankenkassen hohe Anerkennung genießt.

Lobende Worte kommen an diesem Abend auch von Bärbel Bas, heute Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Sie sei nach Hause gekommen, sagt sie zu Beginn ihrer Rede. In der BKK-Familie sei sie groß geworden. Bei einer geschlossenen BKK habe sie ihre zweite Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten absolviert und dort gearbeitet. „Und da bin ich auch noch versichert, bei der BKK VBU“, die jetzt „mkk – meine Krankenkasse“ heißt. Hier ruhe auch noch ihre Personalakte. Sie habe noch ein Rückkehrrecht. „Mal schauen, wie die Legislatur läuft“, plaudert sie – und erntet zahlreiches Gelächter im Saal.

Knieps habe Bas als Neue im Bundestag sehr geholfen – von 2009 an bis heute, nächtliche Anrufe inklusive. Sie frage sich, wann Knieps schlafe. Anfangs habe Bas in der Opposition gesessen, im Gesundheitsausschuss. Ihr Thema: der Risikostrukturausgleich. Bas: „Da musste ich mich mal so richtig einarbeiten. Aber es hat am Ende auch ganz gut funktioniert.“ Bas wechselte ihre politischen und beruflichen Aufgaben – der Kontakt blieb, eine persönliche Freundschaft entstand.

Ulla Schmidt, die als Bundesgesundheitsministerin im Februar 2003 Franz Knieps zum Leiter der Abteilung Gesundheitsversorgung, gesetzliche Krankenversicherung, Pflegeversicherung berufen hatte, äußert sich ebenso sehr lobend. Knieps sei der wohl beste Kenner des komplexen deutschen Gesundheitswesens. Er sei ebenso ein meisterhafter Netzwerker. Immer habe es nicht reibungslos funktioniert. Ein Vertreter der Ersatzkassen habe Knieps einmal als „den Knoten des Bösen“ beschimpft. „Danach hat er alle seine Vorlagen im BMG mit ´der Knoten des Bösen‘ unterzeichnet“, so Schmidt.

Zwei Leidenschaften habe Knieps: das Lesen und Jazz. Schmidt berichtet von dem jährlich nicht verschiebbaren Jazzfestival in Rotterdam für ihren Abteilungsleiter. Nur einmal habe sie es geschafft, dass er nicht fährt. „Ich musste es ihm versprechen, dass es nicht wieder vorkommt.“

Und zum Schluss redet Knieps – über seine Zeit nach dem Studium, beim AOK-Bundesverband, vor allem im Bundesgesundheitsministerium. Viele Geschichten erfahren die Gäste, so auch um den Cholesterinsenker Sortis von Pfizer aus dem Jahre 2004. Der damalige Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen legte Festbeträge für Statine fest, darunter auch für Sortis, wie Knieps berichtet. Hersteller Pfizer habe eine Preissenkung verweigert und einen therapeutischen Vorteil reklamiert. Knieps: „Unser Staatssekretär musste dauernd nach Washington fahren und in der Administration von George Bush Fragen beantworten, ob wir im Kommunismus sind.“ Pfizer habe entschieden, den Festbetrag zu ignorieren.

Doch der Pharmahersteller habe das SGB nicht bedacht, wie Knieps weitererzählt. Wenn ein Arzt ein Medikament verordne, das einer Festbetragsgruppe zugeordnet sei, müsse er dies den Versicherten mitteilen – und sie darauf hinweisen, dass sie die erhöhten Kosten selbst zu tragen hätten. „Ja, welcher Arzt macht denn das?“, fragt Knieps in den Raum. Es habe keine vier Wochen gedauert, bis Sortis in Deutschland auf einen Marktanteil von unter einem Prozent abrutschte. „Und dann kamen die Kollegen angerobbt“, amüsiert sich Knieps noch heute. „Die sollen kapitulieren“, erinnert er sich an die Worte der Ministerin. Dies sei dann im Metropolitan Museum of Art in New Yorg geschehen. Mit Blick auf die Politik von Trump sei dies eine erwähnenswerte Geschichte.

Bis 2009 war Knieps BMG-Abteilungsleiter, dann wechselte er in eine Unternehmensberatung, bevor er vom BKK Dachverband auf die große Bühne zurückgeholt wurde.

Knieps hat viel gelernt in den vergangenen Jahren: „Ich bin kein Träumer. Es gibt nicht die große Reform, wo alles auf einmal kommt.“ Mut verlange er – und unangenehme Fragen. Sonst habe man keinen Spaß.

Jetzt macht er Platz für die Jüngeren. „Er geht mit dem Wissen, dass alles geregelt ist – allerdings darf niemand in den Irrglauben verfallen, dass das Gesundheitssystem bei ihm keine Rolle mehr spielt“, sagt Ludger Hamers vom BKK Dachverband. Auf der Zuschauertribüne kommentiere sich das eine oder andere mit einem Getränk auch viel angenehmer.

„Er wird weiterdenken, weiterschreiben, weiterreden, weiter diskutieren. Mit Humor, mit Leidenschaft und Haltung. Und das ist gut so“, meint Ulla Schmidt. Bärbel Bas sowie Anne-Kathrin Klemm werden Knieps anrufen – auch mitten in der Nacht.

Und der Fast-Ruheständler wird erstmal seinen Schreibtisch beim BKK Dachverband aufräumen, sich weiter einmischen, mit alten Weggefährten neue Ideen bei einem guten Schluck Rotwein diskutieren. Wie hat es Franz Knieps gesagt – oder besser Robert Martin zitiert: „Wir sind doch nur Zwerge, die auf den Schultern von Riesen stehen. Aber auch da steht man ganz gut.“

 

Fina Geschonneck


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