25.05.2018
Die Telematikinfrastuktur ist alternativlos
Uwe Eibich, Vorstand der Compugroup Medical SE (CGM)
Unser Körper ist ein hochkomplexes Gebilde. Um gesund zu bleiben, bedarf es zum Teil umfangreicher Untersuchungen und Analysen. Ohne genaue Informationen über den Patienten kann eine falsche Medikation verheerende Folgen haben. Die Telematikinfrastruktur (TI) soll helfen das zu vermeiden. Für Patienten und Mediziner ist das ein Quantensprung, der Leben erleichtern, verlängern und retten kann.
Deutschland hat die Chance, mithilfe der TI die Kommunikation in der Fläche zwischen behandelnden Ärzten, Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Apotheken zu verbessern und dem Patienten auch unabhängig von seinem Wohnort Spitzenmedizin zugänglich zu machen. Es ist an der Zeit, die Möglichkeiten der Digitalisierung zum Wohle der Patienten zu nutzen. Ein hochsicheres System mit interoperablen Anwendungen muss das Ziel sein. Dass wir das können, haben wir gezeigt. Der Gesetzgeber hat mit dem E-Health-Gesetz die Rahmenbedingungen gesetzt, und die Industrie hat gemeinsam mit der gematik Lösungen entwickelt.
Wir als CGM haben als erstes Unternehmen einen Konnektor für die IT auf den Markt gebracht und damit eine hochsichere Schnittstelle zwischen den Ärztecomputern und der Datenautobahn geschaffen. Andere wollen folgen, und zahlreiche digitale Anwendungen sind entweder schon auf dem Weg oder werden derzeit entwickelt. Mit der TI schaffen wir eine eigene, absolut sichere Datenautobahn für unser Gesundheitssystem; eine Basis also für alle weiteren E-Health-Anwendungen. Gut, dass auch das Bundesgesundheitsministerium sie als alternativlos betrachtet.
Der Treiber der Entwicklung: der Patient
Alternativlos ist die TI auch deshalb, weil die Vernetzung der Gesellschaft stetig voranschreitet. Der Nutzer – also der Patient – rückt immer stärker ins Zentrum und treibt die Entwicklung durch seinen Wunsch nach mehr Kommunikation voran. Patienten wollen den Zugriff auf ihre Daten haben und mitreden. Mit dem verpflichtenden Aufbau eines hochsicheren Datennetzes zwischen Ärzten, Apothekern, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen – letztlich allen an der Versorgung von Patienten beteiligten Akteuren – hat der Gesetzgeber die Digitalisierung des Gesundheitssektors eingeleitet. Die TI ermöglicht, dass Daten zwischen allen Beteiligten unkompliziert, schnell und sicher ausgetauscht werden können. Röntgenbilder, Laborergebnisse, Arzneimittelunverträglichkeiten – all das sieht der Arzt künftig auf einen Blick. Vor allen Dingen in kritischen Situationen kann das lebensrettend sein. Damit ist die TI alternativlos, weil sie hilft, Schicksalsschläge abzuwenden. Das kann nur der erste Schritt sein. Im nächsten muss der Gesetzgeber nun die Patienten in das System einbeziehen, damit der Nutzen direkt spürbar wird.
Das Herzstück der TI: die elektronische Patientenakte
Sobald der Gesetzgeber die elektronische Patientenakte in das System einbindet und jeder Anwendungen in der verschlüsselten Umgebung der TI selbstständig nutzen kann, werden sich die Vorteile einer sicheren digitalen Vernetzung schnell zeigen. Damit das System funktioniert, darf es allerdings keine Insellösungen geben. Alles muss miteinander kompatibel sein. Für den Patienten ist es schließlich wichtig, dass seine Anwendungen laufen und er jederzeit Zugriff auf seine Daten hat. Ob beim Umzug in eine andere Stadt, beim Arzt- oder Kassenwechsel, der Patient will seine Daten zur Hand haben. Eine Einheitsakte, wie sie teilweise gefordert wird, ist keine Lösung. Denn sie treibt die in der Medizin stets notwendige Innovation nicht. Vielmehr sollte der Patient zwischen einzelnen Anbietern wählen können. Neben den Krankenkassen sollten auch darauf spezialisierte Unternehmen ihre Produkte direkt anbieten können. Denn bei chronisch Kranken oder Patienten mit seltenen Erkrankungen sind die Bedürfnisse jeweils andere. Die Aktenanbieter sollten sich darauf spezialisieren dürfen.
Machen wir es anschaulich. Die Verfügbarkeit und Qualität der Daten von Diabeteskranken zum Beispiel sind oftmals schlecht. Die Diabetestagebücher zu ungenau. Der Arzt hat kein umfassendes Bild über den wahren Gesundheitszustand des Patienten. Therapieanpassungen sind damit schwierig und zeitaufwändig. Eine elektronische Patientenakte, die speziell auf die Bedürfnisse von Diabeteskranken zugeschnitten ist und die Daten aus einer App entsprechend ablegt, wäre für den Betroffenen sinnvoll und würde die Arbeit des Arztes erleichtern.
Wir als CGM bieten bereits eine elektronische Patientenakte an – die CGM LIFE. Die Daten des Patienten sind darin absolut geschützt. Das Verschlüsselungssystem haben wir uns patentieren lassen. Bei uns werden die Personendaten von den medizinischen Daten getrennt ablegt und nur der Patient kann die beiden Datensätze mithilfe seines persönlichen Schlüssels zusammenfügen.
Daten helfen heilen
Dass die Digitalisierung weitaus mehr kann, als nur den Austausch zwischen Arzt und Patient zu verbessern, sehen wir heute bereits in vielen Wirtschaftsbereichen. Mithilfe von Big Data können z.B. Wartungsintervalle von Aufzügen besser abgebildet und Schäden schneller behoben werden. Daten geben uns einen tieferen Einblick in Prozesse und ermöglichen uns damit, Entscheidungen auf einer breiteren Grundlage zu treffen.
Auch der Gesundheitssektor sollte sich das zunutze machen. Mit dem Krebsregister, das systematisch die Daten von Krebserkrankungen erfasst, hat der Gesetzgeber einen ersten Schritt der Erfassung von medizinischen Daten zugelassen, um Krebs effektiver zu bekämpfen. Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung lässt neue Chancen der Bekämpfung auch von anderen Krankheiten zu. Die TI ist dafür die geeignete Infrastruktur. Neue Anwendungen wie zum Beispiel Fitnesstracker und Therapie-Apps für chronisch Kranke können im Rahmen dieses sicheren Netzes effizient eingebunden und die daraus entstehenden Daten zur Heilung und Prävention eingesetzt werden. Klar ist: Dabei darf es nur um die medizinischen Daten gehen und nicht um die Personendaten.
Die Telematikinfrastruktur schafft die Basis für ein Gesundheitssystem von Weltklasse, in dem Spitzenmedizin flächendeckend verfügbar wird. Von daher ist sie wirklich alternativlos.
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