Corona-Pandemie in Niedersachsen: „Wir bleiben vorsichtig“

Dr. Carola Reimann, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung

Ich erinnere mich noch gut an den ersten Corona-Fall in Niedersachsen. Nachdem es bereits einen Fall in Hamburg gab, war abzusehen, dass es aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens auch bald zu Covid-19-Erkrankungen bei uns kommen würde. Anfang März war es dann so weit. Ein Mann aus der Region Hannover war nach dem Ski-Urlaub in Österreich positiv getestet worden.

 

Abstimmung und Pandemieplanung

Nach dem dramatischen Geschehen in China, aber auch in anderen europäischen Ländern, hatten wir bereits frühzeitig erste Vorbereitungen getroffen und standen in einem ständigen Austausch mit der Bundesregierung und den anderen Ländern. Das ist bis heute so geblieben. Kurz darauf haben wir in Niedersachsen einen Krisenstab unter Leitung des Sozialministeriums (MS) eingerichtet, nachdem es zuvor bereits eine Koordinierungsstelle im MS gab. Bei Sondersitzungen des Landtages wurden die Abgeordneten im Flächenland Niedersachsen über das Infektionsgeschehen und die Maßnahmen der Landesregierung unterrichtet. Parallel dazu haben wir einen Nachtragshaushalt auf den Weg gebracht, um zum Beispiel Geld für Schutzkleidung und Beatmungsgeräte vorzuhalten. Ein wichtiger Schritt war es aus meiner Sicht, mit heimischen Unternehmen über die Herstellung von Schutzkleidung zu sprechen. Durch die Regionalisierung von Produktionsketten sind wir bei künftigen Pandemien besser vorbereitet.

 

Schmerzhafte Beschlüsse für Senioren

Das Infektionsgeschehen hat gezeigt, dass neben Menschen mit Vorerkrankungen besonders ältere Menschen gefährdet sind, an einer schweren Form von Corona zu erkranken. Da das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird und auch Personen, die keine Symptome zeigen, erkrankt sein können, haben wir Kontaktsperren in der Corona-Verordnung des Landes festgeschrieben. Dazu gehörte auch ein Besuchsverbot für Menschen in Pflegeheimen. Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen. Ich weiß, dass wir den hochbetagten Menschen und ihren Angehörigen dadurch viel abverlangt haben. Aber ich bin überzeugt, dass diese Maßnahme zum Schutz der Seniorinnen und Senioren in Pflegeheimen unumgänglich war.

 

Aktuelle Situation und Ausblick

Ich bin überzeugt, dass diese umfassenden Vorbereitungen dazu beigetragen haben, dass wir in Niedersachsen bisher verhältnismäßig glimpflich durch die Pandemie gekommen sind. Aber als Naturwissenschaftlerin weiß ich, dass es viel zu früh ist, von einer Entwarnung zu sprechen. Es ist und wird auf absehbare Zeit eine Gratwanderung bleiben. Ich verstehe, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich wieder mehr Freiheiten wünschen. Uns allen verlangt die Pandemie viel ab. Dennoch müssen wir immer wieder neu bewerten.

Auch wenn wir die Lage derzeit gut unter Kontrolle haben, kann sich dies, zum Beispiel durch Reiserückkehrerinnen und -kehrer zumal aus Risikogebieten, rasch ändern. Daher bleiben wir vorsichtig und haben weitere Lockerungen zunächst zurückgestellt. Bis ein Impfstoff gefunden wird, kann ich nur an alle Bürgerinnen und Bürger appellieren, sich an die Hygiene- und Abstandsregelungen zu halten und dort, wo es geboten ist, einen Mund- und Nasen-Schutz zu tragen.


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