Dr. Robert Paquet

Die Auslandsversicherten nehmen im Risikostrukturausgleich (RSA) eine Sonderstellung ein. Die Bemessung der Zuweisungen für diese Personengruppe war seit Einführung des RSA umstritten. Das „normale“ prospektive Standardisierungsverfahren geht hier fehl, weil ihre Leistungskosten in fremden Gesundheitssystem entstehen, deren Strukturen und Preisgefüge sich erheblich von denen in Deutschland unterscheiden. Außerdem liegen nur bruchstückhafte Informationen zur ihrer Morbidität und den in Anspruch genommenen Leistungen vor. Das hat zu einer Reihe von Sonderregelungen im RSA für diese Versicherten geführt. Der Gesetzgeber hatte Datengrundlagen und Verfahren in einem ersten Gutachten noch einmal gründlich untersuchen lassen.

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Dr. Robert Paquet

Wer geglaubt hätte, die Reform des Risikostrukturausgleichs (RSA) zwischen den Krankenkassen wäre mit dem jüngst verabschiedeten GKV-Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz (FKG) erst einmal zu einem Schlusspunkt gekommen, hat sich in jedem Fall getäuscht. Schon im FKG selbst wird der Beirat beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) beauftragt, im Jahre 2023 erstens die Konstruktion und Wirksamkeit der sog. Manipulationsbremse zu überprüfen und zweitens die Umsetzung der Regionalkomponente zu evaluieren (§ 266 Abs. 10 SGB V). Aber nicht nur das. Schon seit längerer Zeit werden zwei aus der RSA-Reform des FKG abgetrennte Probleme bearbeitet, für

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Prof. Dr. Roman Mennicken

Unerwünschte Ereignisse verhindern oder zumindest minimieren, Sicherheitsverhalten fördern und Risiken beherrschen. All das verbirgt sich hinter dem Begriff Patientensicherheit. Eine große Aufgabe, der sich die Krankenhäuser in Deutschland verschrieben haben. Aus gutem Grund: Es geht um das Wohl der Patienten und um die Reduzierung von Kosten. 90 bis 95 Prozent aller stationären Behandlungen verlaufen ohne Zwischenfälle, so der vdek. Dennoch kann die Zahl deutlich verringert werden. Gesetzliche Regelungen, wie im Patientenrechtegesetz oder Infektionsschutzgesetz verankert, schaffen die Grundlage. Gefragt sind aber auch zusätzliche Initiativen der Kliniken bzw. ihrer Träger, wie die

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Sebastian Hofmann

Nach ihrem ersten Sammelband zum Thema Market Access aus dem Jahr 2018 unternehmen die Herausgeber Mario Pfannstiel, Roger Jaeckel und Patrick Da-Cruz aktuell einen zweiten Anlauf. Die drei Hochschullehrer aus Neu-Ulm veröffentlichen eine Sammlung fachlicher Artikel unter dem Titel „Market Access im Gesundheitswesen – Hürden und Zugangswege zur Gesundheitsversorgung“. Beim Blick auf den Inhalt wird schnell klar: Das Spektrum an Themen ist deutlich breiter als noch im ersten Band. Die fachliche Begründung liefert einer der Herausgeber selbst. Roger Jaeckel, der im Observer Gesundheit bereits zum Market Access digitaler Produkte einen

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Prof. Roger Jaeckel

„Patienten sollen sich darauf verlassen können, dass digitale Anwendungen und sinnvolle Apps schnell und sicher in die Versorgung kommen. Daher gibt es für die Patienten ab 2020 gesunde Apps auf Rezept.“ Mit diesen Worten lobte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sein Digitale-Versorgung-Gesetz, das seit Anfang des Jahres in Kraft ist. Doch der Weg von der Entwicklung einer App bis zur Anwendung beim GKV-Versicherten ist für Hersteller als auch Anwender ein langwieriger und steiniger. Notwendige gesetzliche Regelungen fehlen derzeit noch. Der Market-Access-Prozess ist mehrschichtig und komplex, wie im nachfolgenden Beitrag ersichtlich.

Mit dem …

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Thomas Bublitz, Konstanze Zapff

Mit ihren ganzheitlichen Angeboten bieten Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen Familien professionelle Hilfen und wirken spezifischen Gesundheitsrisiken und bestehenden Erkrankungen von Müttern und Vätern effektiv entgegen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des sich verschärfenden Fachkräftemangels wird es immer wichtiger, die belasteten Mütter und Väter professionell zu unterstützen, Familien zu stabilisieren und Erwerbsfähigkeit zu erhalten. Aktuell gibt es 126 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen für Mütter und Väter in Deutschland, die annähernd hälftig in karitativer und privater Trägerschaft die Versorgung übernehmen.

Nachdem im Jahr 1989 mit der Gesundheitsreform Mutter-Kind-Maßnahmen zu Regelleistungen der gesetzlichen …

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Prof. Dr. Eva Susanne Dietrich

Die Preisstruktur biologischer Arzneimittel stellt Gesundheitssysteme weltweit vor erhebliche Herausforderungen. Ähnlich wie seinerzeit bei den Small Molecules und deren Generika erhofft man sich von Biosimilars eine massive Downregulierung der Preise. Die Erwartungen an die Einsparungen wurden jedoch vielerorts noch nicht erfüllt. Die folgende Tour d’horizon durch die internationale Regulierungslandschaft zeigt, dass die verschiedenen Länder unterschiedlich robust vorgehen, wenn es darum geht, die Biosimilarquoten zu erhöhen und Effizienzreserven zu realisieren. Aufgrund der Polypragmasie sind dabei die Effekte der einzelnen Maßnahmen schwer zu beurteilen. Zumindest kurzfristig können Länder mit starker staatlicher Intervention

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Prof. Dr. Volker Möws

Das neue Buch „Zukunft der Gesundheit – vernetzt, digital, menschlich“ soll als Impulsgeber für Entscheider aus Politik, Gesellschaft und Gesundheitswesen dienen. Mit einem klaren Ziel: Eine Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung zu erreichen.

Die Strukturen im deutschen Gesundheitswesen werden sich in den nächsten zehn Jahren stärker verändern als in den 100 Jahren zuvor. Wie die Elektrizität zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Leben der Menschen grundlegend verändert hat, wird dies jetzt die Digitalisierung tun. Die 32 Autorinnen und Autoren des Buches, das von TK-Chef Dr. Jens Baas, herausgegeben wurde, leisten dazu …

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Martin Große-Kracht

2021 werden die elektronischen Patientenakten eingeführt. Dies wurde im Rahmen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) beschlossen. Der bevorstehende digitale Wandel in der Datenerfassung konfrontiert vor allem Krankenhäuser mit großen Herausforderungen. IT- Prozesse und Strategien müssen angepasst werden, um einen möglichst flächendeckenden Nutzen aus den elektronischen Patientenakten zu generieren.

Bei der ATEGRIS ist die Digitalisierung seit 15 Jahren fest verankert, das zeigen insbesondere die beiden Kliniken der ATEGRIS, die in ihrer speziellen Komplexität der Datenverarbeitung digitale Vorreiter ihrer Branche sind. Dies bestätigt auch Focus Money und kürte dieses Jahr das Evangelische …

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Sebastian Hofmann

Betrachtet man die Gesundheitspolitik dieser Bundesregierung, wirkt der Arzneimittelbereich ungewohnt entspannt. Die lustigen Talkshows mit Karl Lauterbach als „Oppositionsführer“ sind lange vorbei, berufsmäßige Pharmakritiker werden in den Medien eher am Rande zitiert, und selbst die Krankenkassen haben es mit guten Daten schwer, öffentliches Gehör zu finden. Auch der ansonsten so fleißige Gesundheitsminister scheint sich für die Erstattung von Arzneimitteln im Moment nicht zu interessieren. Sein einziges Pharmagesetz (GSAV) konzentrierte sich auf regulatorische Maßnahmen, und die Erhöhung der Sicherheit wurde – wie immer – von allen Seiten begrüßt. Nur einige wenige

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Thomas Meißner

Die ambulante Pflege unterliegt einem streng regulierten Bereich. In diesem haben allein die Kostenträger – vorrangig Krankenkassen, Pflegekassen und Sozialhilfeträger – maßgeblichen Einfluss auf den Inhalt und den Preis der Leistungen. Gerade weil das aber so ist, müssen die Kostenträger auch ihrem Sicherstellungsauftrag nachkommen, d.h. eine für den Patienten sinnvolle Leistungserbringung und eine entsprechende Finanzierung im Blick haben. Doch davon kann derzeit keine Rede sein, wie im Folgenden konkret nachgewiesen wird.

Der Kunde „Patient“ ist im derzeit herrschenden System allenfalls „König zweiter Klasse“. Hat der Kunde außerhalb der ambulanten Pflege …

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Benjamin Berndt, Martin Blaschka

Wie die Gesundheitsversorgung gerecht, effizient und zum Wohl der Patienten gestaltet werden kann, wird von Politik, Ärzten und Krankenkassen anhaltend diskutiert. Zentral ist dabei die faire Verteilung der Beiträge aus dem Gesundheitsfonds über den Risikostrukturausgleich (RSA). Im Referentenentwurf des „Gesetzes für eine faire Kassenwahl“ (GKV-FKG) sind umfassende Reformen des RSA geplant. Vollmodell, Regionalkomponente, Risikopool und Manipulationsbegrenzung sind dabei zentrale Stichworte. Für rund 100 Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis ist dies also „der Sommer der Entscheidung“. So lautete der Titel des zweitägigen RSA-Fachkongresses 2019, den das WIG2 Institut Ende Juni

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