Dr. Dominik von Stillfried

„Soll ich etwas verordnen?“ Diese Frage gehört zum täglichen Brot aller klinisch tätigen Mediziner und hat nun eine völlig neue Komponente: Digitale Gesundheitsanwendungen. Während zurecht noch über Nutzenbewertung und Erstattung von DiGA in der GKV debattiert wird, braucht die Ärzteschaft schnell ein praxistaugliches Tool, um die neuen therapeutischen Möglichkeiten (be-)greifbar zu machen und das ständig wachsende Angebot im Überblick zu behalten. In dieser Verantwortung haben wir mit Blick auf die klinische Praxis ein neues Portal entwickelt und dabei gelernt: Der Bedarf ist groß und die Aufgabe ambitioniert. Wir wünschen uns,

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Dr. York Dhein

Zwar stärken das IPReG und das Gesetz Digitale Rentenübersicht mittelfristig die Stellung der Rehabilitation, kurzfristig droht aber eine Pleitewelle durch die zweite Welle der Corona-Pandemie.

Es hätte so schön werden können: Nach Jahrzehnten ist es endlich gelungen, gleich zwei Gesetze auf den Weg zu bringen, in deren Fokus die Rehabilitation steht. Das „Gesetz zur Stärkung von intensivpflegerischer Versorgung und medizinischer Rehabilitation in der gesetzlichen Krankenversicherung“ (kürzer: Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz, IPReG) aus dem Hause Spahn (Bundesministerium für Gesundheit, BMG) und das „Gesetz zur Verbesserung der Transparenz in der Alterssicherung und der …

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Knut Mager

In den innovativen Zentren von Wissenschaft und Forschung ist der europäische Datenraum längst Realität. Dies ist die Erkenntnis aus einer internationalen Konferenz zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Die Organisation der europäischen Forschungscluster „ScanBalt“ hat mehr als 30 vielversprechende Beispiele für digitale Lösungen im Umgang mit der COVID-19-Krise aus 15 verschiedenen europäischen Regionen versammelt. Daraus ergibt sich als Lehre aus der COVID-19 Krise: Gemeinschaftsprojekte benötigen einen Rahmen, der ihre Flexibilität mit der erforderlichen Rechtssicherheit verbindet und sie in ganz Europa nutzbar macht.

Viele Initiativen zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie sind von der Zusammenarbeit öffentlicher …

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Dr. Matthias Gruhl

Es erschien so einfach, eine Reform der Notfallversorgung schnell und unkompliziert in dieser Legislaturperiode umzusetzen: Nach zahlreichen Studien und Defizitbeschreibungen aus den vorangehenden Jahren sowie einer auffordernden Beschlussfassung der Gesundheitsministerkonferenz finalisierten sich die Vorbereitungen für eine Reform der Notfallversorgung in einem Vorschlag des Sachverständigenrates von 2017, der im darauffolgenden Jahr auch in dessen Gutachten Eingang fand. Darin sprach sich der Sachverständigenrat für eine umfassende Neuordnung der „Dreifaltigkeit der Notfallversorgung“ (vertragsärztlicher Notdienst, Notfallambulanzen der Krankenhäuser und Rettungsdienst) aus.

 

Der Plan

Ziel war ein klar strukturiertes, abgestimmtes System ohne Doppelvorhaltungen und …

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Dr. Matthias Bartke MdB

Grundsätzlich gilt, dass Lobbyismus als Vertretung gesellschaftlicher Interessen gegenüber der Politik zu den Wesensmerkmalen eines demokratischen Staates gehört. Dabei sind Lobbyisten keineswegs nur Konzerne und Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen. Lobbyisten sind beispielsweise auch Umwelt- und Sozialverbände, die ihre sozialen und ökologischen Interessen in Gesetzgebungsverfahren durchsetzen wollen.

Auch wenn die Interessenvertretung durch Lobbyisten absolut legitim ist, so ist das Unbehagen in der Öffentlichkeit hierüber in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend gestiegen. Es entstand immer mehr der Eindruck von intransparenten und illegitimen Mauscheleien.

Das anstehende Lobbyregistergesetz soll dem entgegenwirken. Denn Lobbyismus im …

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Dr. Kai Joachimsen

Die Techniker Krankenkasse (TK) gehört sicherlich zu den innovationsoffeneren Kassen. Insofern verwundert die Einlassung ihres Vorsitzenden Dr. Jens Baas setzen  umso mehr, der wiederholt und wie in jedem Jahr pünktlich zum Herbstanfang das Schreckgespenst ausufernder Arzneimittelausgaben an die Wand wirft und davon abgeleitet Anpassungen des AMNOG-Prozesses fordert. Und auch in diesem Jahr lohnt der Blick auf die Fakten.

Bevor ich mich den Argumenten aber im Einzelnen widme, lassen Sie mich eins vorwegschicken: Die Corona-Pandemie zeigt sehr deutlich, dass der wesentliche Baustein für die Behebung der Krise in geeigneten Arzneimitteln und …

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PD Dr. Stefan Lange

„Große Daten, große Taten? Auf dem Weg zu datengestützten europäischen Gesundheitssystemen“, lautete jüngst der Titel einer Veranstaltung in Berlin. Referenten schwärmten dort von „virtuellen Räumen“ in Europa, aus denen jetzt ein gemeinsames Haus werden müsse – „damit die Daten fliegen können“. Für die Auswertung der großen Datenbestände in den einzelnen Gesundheitssystemen gäbe es bereits die technischen Möglichkeiten. Jetzt brauche es nur noch den nötigen Willen bzw. das „richtige Mindset“, um dies auch zu tun. Die vergangenen Pandemie-Monate hätten schließlich die Bedeutung großer Datenflüsse vor Augen geführt. Kurzum: Nun beginne die

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22.10.2020

Erfolgsmodell AMNOG


Prof. Josef Hecken

Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG), eines der letzten großen „Spargesetze“ innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), ist mittlerweile fester Bestandteil der Versorgung in Deutschland. Sein Auftrag: Es sollte zum einen den tatsächlichen Mehrwert von neuen Wirkstoffen für die Verordnenden sowie die Patientinnen und Patienten aufzeigen. Zum anderen sollte durch die systematische Bewertung des Zusatznutzens neuer Arzneimittel gegenüber dem Therapiestandard unmittelbar nach Markteintritt eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für Preisverhandlungen geschaffen werden. Und: Ausweislich der Gesetzesbegründung prognostizierte der Gesetzgeber neben mehr Transparenz auch jährliche Einsparungen von ca. 2 Mrd. Euro.

 

Verfahren als weltweiter Goldstandard

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Nils Dehne

Persönlich kann ich mich nicht daran erinnern, dass das DRG-System bei Bundestagsdebatten so präsent war, wie in den vergangenen Sitzungswochen. Mit dem KHZG und dem Bundeshaushalt 2021 standen dabei keineswegs große Krankenhausreformen auf der Agenda. Auf den ersten Blick erscheint zwischen nahezu allen Fraktionen große Einigkeit über den Reformbedarf in der Krankenhausfinanzierung zu bestehen.

Wir begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich. Allerdings erscheint das DRG-System in der Post-Corona-Ära zur Ursache allen Übels zu werden. Überraschend der weitgehend einhellig negative Tenor der Bewertungen in der aktuellen Lage. Nach meinem Verständnis hat sich während …

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Thomas Meißner

Mit der angekündigten Pflegereform stellt der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Grundpfeiler der bisherigen Pflegeversicherung auf den Kopf. Bei so viel Fokus und Bevorteilung der stationären Pflege muss es einem spa(h)nisch vorkommen, wenn man aus dem ambulanten Bereich kommt.

Auf der einen Seite macht es Sinn, Eigenanteile zu deckeln, auf der anderen Seite war immer klar, dass gerade die Pflegeversicherung keine Vollkaskoversicherung, sondern ein gedeckeltes Teilkasko-System ist. Wenn also jetzt durch eine Reform neue Impulse und Strukturen gesetzt werden sollen, darf man die Verhältnismäßigkeit zwischen ambulant und stationär versorgten Patienten bei …

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Dr. Jens Baas

Wir alle erinnern uns noch an die „1.000 Dollar-Pille“ gegen Hepatitis C, die 2014 Schlagzeilen machte und eine heftige Preisdiskussion auslöste. Längst haben wir uns an ganz andere Preise für neue Arzneimittel gewöhnt, die sicher nicht wenige noch vor einigen Jahren für unmöglich gehalten haben. Das zeigt auch wieder der aktuelle Innovationsreport, den Prof. Gerd Glaeske von der Universität Bremen jährlich gemeinsam mit der TK herausgibt. So ist der jährliche Packungspreis für neue Medikamente in der Auswertung um 140 Prozent gestiegen. Nach oben scheinen die Preisgrenzen mit Blick auf Antikörper,

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Melanie Huml

Das Corona-Virus hat Bayern früh getroffen. Wir haben konsequent die notwendigen Schutzmaßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Häufig werde ich gefragt, was wir aus der Krise gelernt haben. Die Antwort auf diese Frage ist der Kern unserer bayerischen Corona-Strategie.

Es war der 27. Januar 2020, als bekannt wurde, dass sich in einem Unternehmen im Landkreis Starnberg bei München ein Mitarbeiter mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hat. Daraus entwickelte sich das erste SARS-CoV-2-Cluster in Deutschland. Ausgerechnet bei uns in Bayern! Doch das war auch eine Chance, in kurzer Zeit …

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