Dr. Robert Paquet

Am Donnerstag wurde der „Text_Endfassung“ der Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege für den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung bekannt. Dabei ist die Hälfte der Ankündigungen obsolet, wenn die Ampel ihre Versprechen zur Schuldenbremse, Haushaltsdisziplin und Steuerpolitik einhalten will. Außerdem wird zentralistisch an den Institutionen herumgeschraubt. Allerlei Reformvorhaben werden ziemlich vage angekündigt (zu den Gesundheitsberufen, zur Notfall- und Krankenhausreform, zur Pflege). Der Rest ist (fast nur) weiße Salbe.

 

Der erste Eindruck

Um die benevolenten Vorstellungen von drei Parteien wenigstens anklingen zu lassen, waren die drei angekündigten Textseiten ohnehin zu wenig. Aber …

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Matthias Mohrmann

Nahezu bundesweit stocken die Krankenhaus-Budgetverhandlungen seit 2020. Wir haben uns daran gewöhnt, jede missliebige Entwicklung der Pandemie zuzuschreiben. Nun ist diese auch für so manches Übel verantwortlich, für das Stocken der Budgetverhandlungen allerdings nur sehr bedingt.

Klar, die persönlich geführte Verhandlung hat nach wie vor ihren Sinn. Im direkten Gespräch lässt sich manches besser klären als per E-Mail oder am Bildschirm – das weiß jedes Unternehmen, das potenziell konfliktanfällige Geschäftsbeziehungen pflegt. Die Verhandlung häufig zwei- oder dreistelliger Millionenbudgets ist nur bedingt für virtuelle Formate geeignet. Und persönliche Gespräche waren einige …

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Prof. Dr. med. Jürgen Windeler

Eine Krise wie die Corona-Pandemie schärft die Kontraste, lässt die Probleme deutlicher werden. So belegen die zurückliegenden 20 Monate, dass der Beitrag Deutschlands zur klinischen Forschung insgesamt nur sehr gering ist. Dafür gibt es Gründe.

Ein Team der Universität Basel veröffentlichte im September 2021 die Ergebnisse einer Studie, die der deutschen klinischen Forschung während der Corona-Pandemie ein schlechtes Zeugnis ausstellte: Unter 3177 weltweit registrierten randomisiert kontrollierten COVID-19-Studien fanden sich nur 65 RCTs (randomized controlled trials), die ganz oder teilweise in Deutschland durchgeführt wurden. In der Mehrzahl waren dies Therapiestudien (86 …

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Dr. h.c. Helmut Hildebrandt

Die sieben Milliarden Euro Zusatzfinanzierung aus dem Bundeshaushalt zur Defizitdeckung des Gesundheitsfonds für 2022 wird die künftige Ampel-Koalition dem Gesundheitswesen zwar nicht verweigern können. Sie wird damit aber keine Zusicherung für dauerhafte zusätzliche Haushaltsmilliarden geben. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß, das bei unveränderten Rahmenregelungen für die nächsten Jahre zu erwarten wäre.

Für die Koalitionäre stellt sich die Frage, wie sie Versorgungssicherung und digitale Modernisierung auf der einen und ausreichend ärztliches, pflegerisches und Gesundheitsfachpersonal auf der anderen Seite erreichen kann. Und all dies bei gleichzeitiger Dämpfung der Kosten und ohne von …

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Dr. Matthias Gruhl

Selten gab es im Vorfeld einer neuen Legislaturperiode einen solch einmütigen gesundheitspolitischen Konsens über die Notwendigkeit einer Krankenhausreform. Parteien, Krankenkassen oder Interessensvertretungen sind sich an dieser Stelle erstaunlich deckungsgleich. Es bedürfe eines „gemeinsamen Kraftaktes“[1], eines „lagerübergreifenden Impulses“[2], um die Krankenhausversorgung neu aufzustellen, die DKG fordert gleich eine Bund-Länder-Zukunftskommission[3].

Neben einer Finanzierungsreform stehen dabei immer wieder die unzureichende Investitionsmittelausstattung und die Krankenhausplanung der Länder am Pranger. Die DKG richtete jüngst einen Appell an Bund und Länder, für eine geordnete Struktur der Krankenhausversorgung Sorge zu tragen und dabei einen „kalten Strukturwandel“[4] durch …

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Nikolaus Huss

Vorsorge und Prävention als neue Leitidee. Bessere Zusammenarbeit der Gesundheitsakteure, eine Aufwertung der nichtärztlichen Gesundheitsberufe, eine Weiterentwicklung der Klinikhonorierung. Und keine Bürgerversicherung. Das Sondierungspapier benennt Baustellen in der Versorgungslandschaft, bleibt aber vage, was die Wege angeht. Eine Neuausrichtung des Gesundheitssystems muss neu gedacht werden. Dafür müssen jetzt einige Weichen neu gestellt werden kann, damit in den kommenden zehn Jahren etwas Neues entstehen kann. Einige Überlegungen dazu.

Unsere Gesundheitspolitik denkt statisch. Die Wirklichkeit ist dynamisch! Die Sozialgesetzgebung beschreibt die Rollen eineindeutig und abgeschlossen. Die Aufsicht kontrolliert Ein- und Ausgaberechnungen. Und eine …

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Thomas Ballast

In Deutschland besteht eine flächendeckend gute Versorgung mit medizinischen Leistungen durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und durch Krankenhäuser. Allerdings wird es schwieriger, überall – also auch im ländlichen Raum – eine angemessene Versorgung zu organisieren.Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben in strukturschwachen Regionen Probleme bei der Suche nach einer Nachfolge.Auch Krankenhäusern fällt es schwer, für alle Abteilungen jederzeit das notwendige Personal vorzuhalten.Die Akteure vor Ort haben viel Kreativität entwickelt, um für potenzielle Leistungserbringer attraktive Bedingungen zu schaffen.Auch wenn durchaus einige Konzepte überzeugen konnten und die Versorgung vor Ort verbessert haben, …

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Daniela Teichert

Das Leistungsversprechen der gesetzlichen Krankenversicherung ist in Gefahr! Knappe finanzielle und personelle Ressourcen auf der einen Seite stehen einem steigenden Versorgungsbedarf auf der anderen Seite gegenüber. Der rasante medizinische Fortschritt bringt viel Gutes, hat aber auch einen hohen Preis. Und die teure Gesetzgebung der vergangenen beiden Legislaturperioden macht es nicht einfacher.

Hinzu kommt, dass die ohnehin begrenzten Mittel zu oft noch nach dem Gießkannenprinzip eingesetzt werden. Mit einem „weiter so wie bisher“ können wir eine faire und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für alle bald nicht mehr leisten. Wir müssen jetzt intelligente …

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Jens Bussmann, Franz Knieps

Die Corona-Pandemie ist leider noch nicht überstanden, und dennoch wird an vielen Stellen der Republik schon über die Lehren aus der Pandemie diskutiert. Sicherlich ist in den letzten eineinhalb Jahren – und auch davor – nicht alles rund gelaufen. In der Krankenhausversorgung gibt es dennoch sehr positive Erfahrungen und Entwicklungen, die integraler Bestandteil zukünftiger Versorgungsstrukturen bzw. eines Leitbildes werden sollten.

In der ersten Welle der Pandemie haben sich mit Blick auf die erwarteten stationären COVID-Fallzahlen vielerorts Krankenhäuser einer Region ad hoc abgestimmt, um die vorhandenen regionalen Versorgungskapazitäten bestmöglich zu nutzen. …

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Katharina Dröge MdB

Wir befinden uns im entscheidenden Jahrzehnt im Kampf gegen die Klimakrise. Sie bedroht unsere Lebensgrundlagen und auch unser Wirtschaftsmodell, das bislang nicht ohne fossile Energie auskam. Daher muss die Reaktion der Wirtschaft, der Gesellschaft, aber eben auch der Politik umso entschlossener ausfallen. Eine klimaneutrale Wirtschaft ist eine Jahrhundertaufgabe, die nur gelingen kann, wenn Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen.

Die Transformation ist aber nicht nur eine Jahrhundertaufgabe, sondern kann, wenn wir sie jetzt ernsthaft anpacken, auch eine Jahrhundertchance für die deutsche und europäische Wirtschaft werden. Rund 23 % der …

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Andreas Scheuer MdB

Der Patient ist in Narkose, die Operation läuft. Ob sie erfolgreich war, wird eine Gewebeprobe zeigen. Sie muss zur Untersuchung vom Krankenhaus in ein Labor gebracht werden, das rund zehn Kilometer entfernt ist. Und das mitten im Berufsverkehr, die Straßen sind voll. Selbst mit Blaulicht kann das dauern. Die Operation und damit die Narkosezeit verlängern sich. Es sei denn, der Transport wird von einer Drohne übernommen. Sie überfliegt ganz einfach den Straßenverkehr und schafft es in deutlich kürzerer Zeit zum Labor. Je schneller die Probe untersucht werden kann, umso kürzer

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Dr. Dietrich Munz

Der Gesetzgeber fordert den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) seit fast zehn Jahren auf, die überholten Personalstandards in den psychiatrischen Kliniken zu überarbeiten und insbesondere die psychotherapeutische Versorgung in Psychiatrien zu stärken. Im Kern geht es dabei um mehr Zeit für die Patient*innen: mehr Zeit für Gespräche, mehr Zeit für den Aufbau von tragfähigen und vertrauensvollen Beziehungen, mehr Zeit für Kriseninterventionen. Dafür müsste die Dosis an Psychotherapie (§ 136c SGB V), die eine Patient*in stationär mindestens erhalten soll, erhöht werden. Der G-BA entschied jedoch am 16. September, es beim Überholten und Mangelhaften

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