21.05.2025
ABDA-Sommerfest – Feierlaune nach dem Koalitionsvertrag?












Himmelhochjauchzend? Könnte man meinen. Schließlich liest sich der neue Koalitionsvertrag von Union und SPD wie eine politische Grußadresse an die Apotheker. Die Regierung verspricht ihnen mehr Geld und eine Zukunft als „Heilberuf“. Von Apotheken ohne Apotheker (vor Ort) ist keine Rede mehr. Was für ein Erfolg für die ABDA. Nur wenige Wochen später erwartet man da eigentlich ein Sommerfest mit fröhlichem Trubel bei stolz geschwellter Brust.
Doch es kommt anders. Thomas Preis, gestandener Apotheker aus Köln und frischgebackener ABDA-Präsident, entsagt dem Trubel und begrüßt die Gäste mit mahnenden Worten. Er fordert, die versprochene Erhöhung der Vergütung auf 9,50 Euro pro Packung müsse nun schnell umgesetzt werden.
Das wirkt auf den ersten Blick wie etwas kleines Karo. Schließlich hatte die ABDA bei ihren Festen bisher stets nur eine Botschaft: Heute wird gefeiert. Die Mahnung zur Eile kommt da unerwartet. Warum so besorgt? Bei ersten Gesprächen und einem kleinen Kaltgetränk ist die Antwort schnell gefunden. Es genügt der Blick auf die Kassen. Dort herrscht schließlich ganz kleines Karo. Preis ahnt wohl: In der Eile liegt die Kraft. Die Versprechen der Koalition müssen schnell ins Gesetz – bevor die neue Ministerin den Sparhammer auspackt.
An den Stehtischen versuchen sich die alten Hasen an Prognosen. Eine lautet: Die (fertigen) Entwürfe für die Pflegegesetze gehen als erste in die Gesetzgebung. Kurz vor der Anhörung ploppt ein fachfremder Änderungsantrag auf, und bringt die goldene Zukunft der Apotheker unter Dach und Fach. Sparfüchse und Neider haben dann nur das ungläubige Nachsehen. In den wenigen Tagen zwischen Anhörung und Verabschiedung lässt sich kein Widerstand organisieren. Vorausgesetzt: Nina Warken will das so.
Solche Spekulationen machen naturgemäß Hunger (auf Geld oder Wurst). Ein Gang zum Grill bestätigt: Beim Essen bleibt die ABDA sich treu. Das Grillgut ist wie immer hervorragend. Am Pressetisch ist sogar von veganen Spareribs die Rede. Kulinarisch wirkt die ABDA schmerzfrei der Zukunft zugewandt. Als die zweite Ansprache naht, haben dann auch alle gerade den Mund voll. Georg Kippels, seit zehn Tagen Staatssekretär im BMG, erscheint verspätet und will trotzdem reden. Liebenswürdig und sichtlich in Partylaune lässt er verlauten: „Es wird nicht Milch und Honig regnen.“ Da bleibt die Wurst doch kurz im Halse stecken. Plattitüde oder Botschaft? Man weiß es nicht. Zum Trost gibt es am Eisstand zwar kein Eis, dafür Lollies mit einer auf der Zunge bitzelnden Beschichtung und starkem Basilikumgeschmack im Abgang. Geschmacksache, aber immerhin ein Versuch – am einzigen Ort ohne lange Schlange.
Wieder ist die Politik gut vertreten, vor allem die Union. Auch Ehemalige lassen sich sehen. Kristine Lütke, ehemalige FDP-Abgeordnete, plaudert mit ihrem früheren Büroleiter. Beim zweiten Kaltgetränk fragt man sich, was aus ihr nun werden soll. Inzwischen ist bekannt: Lütke wird eine von 365 Sherpas und berät zur „politisch-strategischen Kommunikation“. Das wiederum braucht die ABDA nicht. Deren Kampagne vor der Wahl war ein Kabinettsstückchen, wie man Politiker in ihren Wahlkreisen in die Zange nimmt. Die netten Leute aus der Apotheke vor Ort sind Lobby-technisch ein großes Pfund. Das hat die ABDA geschickt genutzt.
Nun heißt es für den neuen ABDA-Präsidenten, den Ball vom Elf-Meter-Punkt ins Tor zu bringen. Klappt der „Schnell-ins-Gesetz-Coup“ nicht, stehen wohl mühsame Debatten ins Haus. Bei den Krankenkassen laufen die Apotheker nämlich nicht unter dem Radar. Erst kürzlich hat der GKV-Spitzenverband auf dieser Plattform ein gänzlich anderes Konzept für die Vergütung von Apotheken vorgelegt. Beim Sommerfest war die GKV auch eher spärlich vertreten. Ein Omen? Beim nächsten Sommerfest sind wir hoffentlich schlauer. Vielleicht gibt es dann sogar einen Eisstand mit Eis, und die Stimmung wird doch noch: himmelhochjauchzend.
Sebastian Hofmann
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